Lecture der Zeitschrift „Die Erde“

Lecture
Sitzungs-ID
LE-004
Termin
Mittwoch (20. September 2023), 13:30–14:15
Raum
HZ 4
Sitzungsleitung
Annika Mattissek (Universität Freiburg)
Rainer Wehrhahn (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)

Die Erde ist mit einer Historie zurück bis ins Jahr 1853 die älteste kontinuierlich erschienene geographische Zeitschrift weltweit. Mit einem Schwerpunkt auf empirische Arbeiten veröffentlicht sie in vier Heften jährlich Forschungen aus der kompletten Bandbreite der Human- und Physiogeographie.

Transformative Potentiale oder normative Verengung? Überlegungen zu Umweltgerechtigkeit in der geographischen Gesellschaft-Umwelt-Forschung

mit Diskussionsbeiträgen von Friederike Gesing (Graz) und Gerhard Rainer (Eichstätt).

Gerechtigkeitsfragen haben in der geographischen Gesellschaft-Umwelt-Forschung seit langem einen wichtigen Stellenwert, beispielsweise in politökologischen Ansätzen. In jüngster Zeit erfahren Perspektiven, die sich dezidiert mit Umweltgerechtigkeit befassen in der deutschsprachigen geographischen Forschung eine Konjunktur – dies oft in Anlehnung an Entwicklungen in anglophonen geographischen Communities. Bei der Bezugnahme auf Umweltgerechtigkeit bleibt jedoch nicht selten unterbelichtet, ob und inwiefern diese als normative gesellschaftliche Zielgröße, als aktivistische Grundhaltung von Forschenden, oder als analytische Brille für die Untersuchung von sozialökologischem Wandel verstanden wird. Welcher potentieller Mehrwert für die geographische Gesellschaft-Umwelt-Forschung verbirgt sich hinter Umweltgerechtigkeitsperspektiven? Inwiefern kann ein geographischer Blick auf Umwelt(un)gerechtigkeiten neue, gesellschaftsrelevante Diskurse anstoßen und Beiträge zu gesellschaftlicher Transformation leisten? Der Vortrag thematisiert und hinterfragt die aktuelle Relevanz von Umweltgerechtigkeit als transdisziplinärem Grenzobjekt und diskutiert transformative Potentiale, aber auch epistemische und forschungspraktische Herausforderungen für geographische Gesellschaft-Umwelt-Forschung.

Hartmut Fünfgeld ist Professor für Geographie des Globalen Wandels an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Seine Arbeitsgruppe untersucht Gesellschaft-Umwelt-Dynamiken im Umgang mit Klima- und Umweltwandel, insbesondere lokal situierte politisch-institutionelle Transformationsprozesse, z.B. im Handlungsfeld Klimawandelanpassung in städtischen und ländlichen Kontexten.