Aktionsräume als Konzept und Methode: Hürden und Potenziale quantitativer Befragungen
Abstract
Aktionsräumliche Informationen werden im wissenschaftlichen Kontext auf verschiedene Weise gewonnen. In der jüngeren Forschung haben dabei automatisiert erhobene Sekundärdaten (bspw. über Mobilfunkdaten) besonderes Interesse erfahren. In aller Regel geben solche Daten jedoch wenig Aufschluss über Kontextinformationen wie Personenmerkmale oder persönliche Einstellungen. Somit bleiben potenziell wichtige Einflussgrößen für die Ausprägung von Aktionsräumen verborgen, beispielsweise in Hinblick auf eine sozial strukturierte Nutzung räumlicher Angebotsstrukturen. Solche Erkenntnisdefizite haben Konsequenzen für die Bildung einer differenzierten Datengrundlage zur Anwendung in planerisch-politischen Entscheidungsprozessen.
Primärdatenerhebungen können diesem Missstand entgegenwirken, sind ihrerseits jedoch ebenfalls mit Herausforderungen verbunden: Werden Kontextinformationen in Primärdatenerhebungen zusätzlich zu räumlichen Informationen erfasst (bspw. durch ergänzende Befragungen), steigt der Teilnahmeaufwand, dem potenzielle Einbußen bei der Teilnahmebereitschaft und Datenqualität gegenüberstehen. Gleichzeitig stellen finanzielle, personelle und zeitliche Restriktionen auch für Forschende bei der Vorbereitung und Durchführung aktionsräumlicher Untersuchungen eine nicht zu vernachlässigende Hürde für die praktische Organisation und Umsetzung dar. So ist etwa der Einsatz angemessener Erhebungssoftware an eine zeitintensive Programmierung oder den kostspieligen Erwerb einer kommerziellen Anwendung geknüpft. Dementsprechend müssen bei begrenzter Ressourcenverfügbarkeit in der (Forschungs‑)Praxis meist interessenspezifische Kompromisse eingegangen werden, was die Aussagekraft und Vergleichbarkeit aktionsräumlicher Erhebungen reduziert. Durch derartige Einschränkungen sind (vertiefte) aktionsräumliche Analysen für die Anwendung wenig attraktiv, vor allem außerhalb der wissenschaftlichen Forschung. Angesichts der grundsätzlichen Notwendigkeit zur Erhebung aktionsräumlicher Informationen besteht somit die Herausforderung zur Konzeption eines Forschungsansatzes, der möglichst viele Daten bei möglichst geringem Ressourcenaufwand generiert.
Dieser Vortrag wird verschiedene Methoden zur Primärdatenerhebung von Aktionsräumen diskutieren. Besonderes Augenmerk liegt auf Befragungen, die ein möglicher Ansatzpunkt für ein möglichst effizientes und leicht implementierbares Forschungsdesign sind. Auf der Grundlage eines Erhebungs- und Analyseschemas sowie empirischen Datenmaterials stellt der Vortrag dar, wie sich mit relativ geringem Aufwand für Forschende und Befragte verschiedene aktionsräumliche Indikatoren generieren lassen. Möglichkeiten und Grenzen des vorgestellten Ansatzes werden kritisch reflektiert. Auf diese Weise möchte der Vortrag eine Diskussion über die Umsetzbarkeit aktionsräumlicher Untersuchungen anregen und zu deren breiteren Anwendung beitragen, aber insbesondere auch Ansatzpunkte zur methodischen Weiterentwicklung liefern.