„Are you Serious?!“: Vom Mehrwert des „Serious Gaming“ im Kontext der kommunalen Klimawandelanpassung
Abstract
„Ist das ernst gemeint? Wollen Sie jetzt wirklich mit uns gemeinsam spielen?“ So oder so ähnlich lautete der Satz einer Person aus der Verwaltung einer deutschen Kommune zum Vorhaben ein sogenanntes „Serious Game“ in dessen Arbeitsumfeld durchzuführen. In diesem Beitrag sollen Vorbehalte und Potenziale des „Serious Gaming“ als Methode einer partizipatorischen Praxis vorgestellt werden. Der Fokus liegt dabei im Bereich der kommunalen Klimawandelanpassung und den damit verbundenen Schwierigkeiten (Neset et al., 2020). Vor allem das „Erfahrbar machen“ der Klimakrise steht im Zentrum der Betrachtung. Deren „konkret machen“ im Umfeld von professionellen Akteuren ist mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. Es soll möglich werden kommunalen Praktikern auf diesem Feld die passenden Werkzeuge an die Hand zu geben, um vermehrt spielerische Elemente in deren Handlungsfeldern der kommunalen Planung und Entscheidungsfindung zu integrieren. Durch den Wandel hinzu einer partizipativ, subjektorientierten Praxis und dem dauerhaften etablieren einer „Kulturtechnik des Spielens“ (Lilge & Stein, 2018) im digitalen Raum ergeben sich neue Perspektiven für eine humangeographische Forschung. Das zum großen Teil unbeobachtete und vornehmlich von anderen Disziplinen beackerten Feld der „Serious Games“ bietet vor allem in der kommunalen Handlungspraxis neue Wege und Möglichkeiten der Interaktion mit der Bevölkerung (Ampatzidou 2020, Bekebrede 2020, Van den Dool & Schaap 2020). Es eröffnen sich dadurch nicht nur neue Kommunikations- und Handlungsspielräume (Dhar et al. 2021) sondern sie erweitern den Methodenkoffer von öffentlichen Verwaltungen und Kommunen um weitere partizipative Aspekte. Richtig angewendet können die Methoden des „Serious Gaming“ einen Bewusstseinswandel verstärken und neue Handlungsperspektiven aufzeigen (Poplin 2012, de Freitas, 2018; Raupach et al., 2021). Die Verkörperlichung des interaktiven Spielens führt über dessen Lernerfahrung (Ganguin & Hoblitz, 2014) hinzu einem neuen „Erfahrbar machen“ von Klimawandelanpassungsmaßnahmen. Zusätzlich eröffnen sich neue Wege der (Klima‑)Kommunikation (Kuckartz 2014, Schrader 2022). Hierfür ist es jedoch notwendig die speziellen Rand- und Erfolgsbedingungen genau zu erfassen und entsprechend zu spezifizieren (Sousa et al., 2022 ). Ziele meines Beitrages ist es somit im Kontext von Kommunen und deren konkretem Praxisbezug einen konzeptionell-theoretischen Rahmen anzubieten, der die Klimakrise und die daraus folgenden Klimawandelanpassungs(-maßnahmen) erfahrbarer macht. Damit es in Zukunft vermehrt heißt: „Serious Gaming? Ist bei uns etablierte Praktik!“