Begegnung als urbanes Versprechen?
Abstract
Dieser Beitrag diskutiert den Zusammenhang zwischen Infrastrukturen des Ankommens und Begegnung als zentrales Versprechen für geflüchtete Menschen. Am Beispiel des Berliner Programms „BENN – Berlin entwickelt neue Nachbarschaften“ erarbeitet der Beitrag, wie durch urban policies ein räumlich situativer Kontext kreiert wird, der einerseits Begegnungen ermöglichen soll. Andererseits sollen sich durch flüchtige wie regelmäßige Begegnungen nachhaltige und eigenständige nachbarschaftliche Strukturen entwickeln, die Menschen beim Ankommen unterstützen. Im Beitrag werden Literaturen zu Infrastrukturen des Ankommens (arrival infrastructures) und zu Menschen als Infrastrukturen (people as infrastructres) in Dialog miteinander gebracht. Das Zusammenbringen dieser Perspektiven macht einerseits die Menschen in den BENN-Teams und ihre Handlungen für eine mögliche Infrastruktur-Werdung von Begegnung sichtbar. Andererseits bringt der Fokus auf die Menschen in den BENN-Teams die zahlreichen im Programm eingeschriebenen Ambivalenzen zum Vorschein, wie zum Beispiel die Entscheidungsstrukturen über die Inhalte der Aktionen in den Nachbarschaften, Machtasymmetrien und die damit verbundenen Schwierigkeiten einer Begegnung auf Augenhöhe, aber auch die vielen unterschiedlichen Temporalitäten, die in der Arbeit mit geflüchteten Menschen eine zentrale Rolle spielen. Letztendlich macht dieser Fokus jedoch auch sichtbar, welche ungleichen strukturellen Voraussetzungen die unterschiedlichen Menschen im BENN-Programm (aber auch darüber hinaus) haben und warum Begegnungen daher nicht neutral sein können. Diese kritische Diskussion über die Rolle von Begegnung als symbolisches Versprechen in Infrastrukturen des Ankommens kann einen wichtigen Beitrag zu den Debatten um die Orte der Begegnung in der Migrationsgesellschaft beisteuern.