Bikeability der Hamburger Velorouten: Ein Netz für welche Nutzer*innen?
Abstract
Radfahren als Form urbaner Alltagsmobilität ist hochaktuell: neben Schnelligkeits- und Kostenvorteilen bietet es niedrigschwellige körperlicher Aktivität; E-Bikes und Lastenräder gleichen bisherige Distanz- und Transportdefizite aus. Hieraus ergibt sich das große Potenzial für die Verkehrswende, die in Hamburg Koalitionsziel ist: bis 2030 soll der Anteil des Umweltverbunds im Modal Split von 65% im Jahr 2017 auf 80% ansteigen. Dem Radverkehr kommt dabei eine Schlüsselrolle zu (vgl. BVM 2022).
Voraussetzung hierfür ist ein attraktives Radwegenetz – dessen Rückgrat sind im Hamburg die Velorouten. Der Ausbau des Velorouten-Netzes geht stetig voran (über 70% von insg. 280km geplanten neu ausgebauten Velorouten sind fertiggestellt), was angesichts der jährlichen Radverkehrszuwächse von bis zu 33% (BVM 2022:7) auch nötig erscheint – und die Ansprüche der Nutzer*innen an die Radverkehrsinfrastruktur werden unterschiedlicher.
Wie brauchbar sind die Velorouten nun, angesichts divergierender Ansprüche z.B. nach Alter, Konstitution, Sicherheitsempfinden oder Fahrradtyp? Wir untersuchen Nutzbarkeit und Nutzung der Velorouten anhand eines für Hamburg erstellten sozial differenzierten Bikeability-Index. Eine Vollerhebung der Strecken mit anschließender GIS-Analyse bildet die Basis. Der infrastrukturelle Befund wird dann mit Sicherheitsaspekten und multiplen Nutzer*innen-Perspektiven kombiniert. Die Identifikation von Problembereichen soll die Optimierung der Infrastruktur zielgenau unterstützen.
Vorgestellt werden zum einen Erhebungsergebnisse, anhand derer analysiert wird, wo die Velorouten die bestehende Stadtstruktur transformieren, bzw. welche Routen welchen Ansprüchen genügen. Zum anderen soll unser methodisches Vorgehen (Erhebung und Index-Konstruktion) forschungspraktisch diskutiert werden.