Chance oder Bedrohung? Die Herausforderungen und Potenziale der digitalen Transformation für ländliche Räume

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
SH 0.101
Autor*innen
Frank Edenharter (TH Deggendorf)
Kurz­be­schreib­ung
Die digitale Transformation bietet ländlichen Kommunen große Chance für ihre zukünftige Entwicklung. Doch zuerst stehen Verwaltungen vor Herausforderungen, die gemeistert werden müssen. Anhand von Praxisbeispielen sollen Chancen und Risiken sowie Lösungsansätze aufgezeigt werden.

Abstract

Die Transformation ländlicher Räume wird besonders durch die digitale Transformation geprägt. Städte und Gemeinden versuchen durch den Einsatz digitaler Lösungen, Schaffung bürger*innenaher Online-Verwaltungsleistungen und Digitalisierungsstrategien die eigene Kommune auf eine solide Basis zu stellen und die zukünftige Entwicklung in eine positive Richtung zu lenken. Unterstützt durch umfassende Förder- und Forschungsvorhaben auf Bundes- und Länderebene, entwickeln sich zahlreiche rurale Regionen hin zu sogenannten Smart Regions und fungieren so als wichtiger Gradmesser für andere Kommunen, die von deren Erkenntnissen lernen wollen.

Die digitale Transformation bietet gerade ländlichen Kommunen eine große Bandbreite an Chancen und Anwendungsfeldern. Formulare können online ausgefüllt werden und erleichtern Behördengänge, Gemeinde-Apps informieren die Bevölkerung und erlauben einen Austausch, interne Workflows der Verwaltung werden digital, papierlos und bestenfalls medienbruchfrei gestaltet. Auch im Tourismus und im ÖPNV drängen digitale Lösungen auf den Markt, die beispielsweise durch Datenanalyse und darauf aufbauende KI-basierte Lösungen das Erlebnis von Tourist*innen und Bürger*innen verbessern sollen. Dies sind nur einige Beispiele, die aufzeigen, dass Potenziale bereits genutzt werden, aber dennoch erst punktuell die Spitze des Eisbergs an möglichen Anwendungen und Themenfeldern bearbeitet wird. Oftmals sind bereits umgesetzte Projekte Insellösungen aus Modellprojekten, was zu einem stark heterogenen Digitalisierungsgrad in ländlichen Kommunen führt.

Aus den Erfahrungen in Reallaboren des Forschungsvorhaben „Digitales Dorf Bayern“ zeigt sich allerdings, dass die digitale Transformation viele Kommunen auch an ihre Belastungsgrenze bringt. Einführung von Software oder die Umsetzung von digitalen Modellprojekten erfordert in einem ersten Schritt einen hohen personellen, finanziellen und zeitlichen Aufwand. Dieser muss bewältigt werden, bevor die Vorteile digitaler Lösungen wie Zeit- und Kosteneinsparung oder effizienterer Personaleinsatz zum Tragen kommen. Gerade der angespannte Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte belastet Kommunen, da die Besoldung des öffentlichen Dienstes nicht mit privatwirtschaftlich üblichen Gehältern konkurrieren kann.

Dieser Beitrag soll daher auf Praxiserfahrungen in Reallaboren aufbauend darstellen, warum die digitale Transformation für Kommunen zwar enorme Potenziale bietet, die Umsetzung aber erheblich beeinträchtigt wird. Neben Lessons Learned und Erfahrungsberichten aus den Modellregionen der Forschungsvorhaben „Digitales Dorf Bayern“ (vgl. Ahrens 2023. Smart Region: Angewandte digitale Lösungen für den ländlichen Raum) sowie „Smarte Gemeinde – Auf dem Weg in die digitale Zukunft“ sollen auch die aktuellen Schwerpunkte der Kommunen näher beleuchtet werden. Außerdem werden Lösungsansätze aufgezeigt, wie Bund, Länder und Kommunen bestmöglichen Nutzen aus den vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Welt generieren.