Chancen und Risiken bei der Ökosystemdienstleistungsbewertung von Bäumen in Bochum
Abstract
Der urbane Raum steht vor großen Herausforderungen, durch das veränderte Klima, die starke Versiegelung und dem Verlust an Biodiversität. In Folge dieser Herausforderungen versuchen Städte durch integrierte Planungen eine nachhaltige Transformation zu gestalten.
Grüne Infrastruktur und ihr wichtigster Bestandteil, Bäume, bieten gerade viele Ökosystemdienstleistungen wie z.B. Filterung von Luftschadstoffen und Feinstäuben, Verdunstungskühle, Schatten, Regenrückhalt und Habitate an. Positive Effekte von Bäumen lassen sich erwähnenswert bei Feinstaubfilterung (PM10 und PM2,5) nachweisen. Gerade die hohen Konzentrationen von Feinstäuben können zu vermehrten Atemwegserkrankungen im urbanen Raum führen. Doch häufig sind die dafür notwendigen Eingangsdaten aus den städtischen Baumkatastern, wie im Bochumer Fall, zum Teil unvollständig, fehlerhaft und verwaltungstechnisch nie aktuell. Das Bochumer Kataster erfasst seit mehreren Jahren digital die mehr als 62.600 städtischen Bäume u.a. mit Höhen und Stammdurchmesser, was die wenigsten frei verfügbaren Kataster leisten. Mit i-Tree Eco kann die Filterung von PM10 und PM2,5 kalkuliert werden.
Durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Erdbeobachtungs- und GIS Methoden werden die unten genannten Parameter, auf Grundlage digitaler Open Data Orthophotos und des Open Data LiDAR-basierten normalisierten digitalen Oberflächen Models, in einem einheitlichen neuen Kataster ermittelt:
- Genaue Baumarten Klassifikation und Angabe von Koordinaten,
- präzise Höhenbestimmung des Baumes und Höhe des Kronenansatzes,
- Ableitung des Kronenumfangs, Bestimmung der prozentualen fehlenden Krone und der Wipfeldürre,
- einheitliche Schätzung des Brusthöhendurchmessers durch valide Regressionsfunktionen,
- Ableitung der Lichtexposition der Krone durch GIS-Workflow.
Mit diesem einheitlich neu ermittelten Kataster lassen sich so einfacher Ökosystemdienstleistungen von Bäumen inklusive von Bäumen auf Privatgrundstücken in Bochum abschätzen. Anhand der Feinstaubfilterung als Ökosystemdienstleistungsbewertung werden Bereiche mit Großbaumarten identifiziert, die eine höhere Filterleistung erreichen. Im Umkehrschluss werden so auch Bereiche sichtbar, die geringere Filterleistung erzielen. In diesem Fall lassen sich zielgerichteter Verbesserungsmaßnahmen durch baumartengerechte Neuanpflanzungen planen. Gesamtstädtisch filtern die Bäume mehrere Tonnen pro Jahr an PM10 und PM2,5.
Das einheitlich neu ermittelte Kataster identifiziert baumartengerechte Standorte, bietet bei geplanten Baumfällungen in Folge von groß angelegten Baumaßnahmen eine neutrale Argumentationshilfe und erkennt die allergenen Baumarten.
Neben diesen Chancen besteht datentechnisch das Risiko, dass das einheitlich neu ermittelte Kataster immer nur für den Zeitpunkt der jeweiligen Datengrundlage valide Aussagen treffen kann.