Da lasse ich mein Kind nicht langfahren! Einflüsse auf die Fahrradmobilität von Kindern

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
SH 2.106
Autor*innen
Elisabeth Wüthrich (LMU München)
Monika Popp (LMU München)
Henrike Rau (LMU München)
Kurz­be­schreib­ung
Der Vortrag geht der Frage nach, welchen Einfluss elterliche Einstellungen zum Fahrradfahren und die soziodemografischen Merkmale von Eltern und Kindern auf die Fahrradmobilität der Kinder haben. Es werden Ergebnisse einer deutschlandweiten, bevölkerungsrepräsentativen Befragung (N=1530) präsentiert.

Abstract

Für viele Kinder stellt das Fahrrad die erste Form der selbstbestimmten Mobilität dar, mit der eigenständig größere Distanzen als zu Fuß überwunden werden können. Jedoch ist es nicht mehr selbstverständlich, dass Kinder überhaupt Rad fahren können (Funk 2008). Da Mobilitätspraktiken während der Kindheit fundamental geprägt werden, ist es jedoch wünschenswert, dass Kinder sicher Rad fahren und es auch als Verkehrsmittel im Alltag kennenlernen (Tully u. Baier 2011). Dabei liegt es zu einem großen Teil in der Hand der Eltern, ob und in welchem Umfang ihre Kinder Rad fahren. Vor allem Sicherheitsbedenken beeinflussen, inwiefern Eltern die Fahrradmobilität ihrer Kinder fördern oder einschränken (Marquart u. Schicketanz 2022, Carver et al. 2010). Dieser Vortrag geht der Frage nach, welchen Einfluss elterliche Einstellungen zum Radfahren und die soziodemografischen Merkmale von Eltern und Kindern auf die Fahrradmobilität der Kinder haben.

Es werden zentrale Ergebnisse einer deutschlandweiten, bevölkerungsrepräsentativen Befragung (N=1530) präsentiert, die im Rahmen des vom BMDV geförderten Forschungsprojekts „SiRa - Sicherheit im Radverkehr“ im Herbst 2022 durchgeführt wurde. In diesem Vortrag steht im Vordergrund, wie Eltern die Radfahrfertigkeiten ihrer Kinder einschätzen und ob sie das Radfahren ihrer Kinder einschränken. Neben individuellen Merkmalen von Eltern und Kindern (z. B. Alter, Gender, Einschätzung der eigenen Fahrfähigkeiten, Migrationshintergrund) wurden auch die Fahrradaffinität des sozialen Umfelds sowie räumliche Faktoren in die Datenauswertung einbezogen. Die Ergebnisse geben neue und teilweise sehr überraschende Einblicke in die Mobilitätssozialisation von Kindern im Kontext Radverkehr, u. a. in Bezug auf das Alter und Gender des Kindes, den Wohnstandort sowie den Migrationshintergrund der Eltern und haben weitreichende Implikationen für zukünftige Mobilitätsbildungsprogramme, besonders im schulischen Umfeld.

Literatur:

Carver, Alison, Anna Timperio, Kylie Hesketh und David Crawford. 2010. Are children and adolescents less active if parents restrict their physical activity and active transport due to perceived risk? Social Science & Medicine 70: 1799–1805.

Funk, Walter. 2008. Mobilität von Kindern und Jugendlichen. Langfristige Trends der Änderung ihres Verkehrsverhaltens. Materialien aus dem Institut für empirische Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 5: 1-34.

Marquart, Heike und Juliane Schicketanz. 2022. Experiences of safe and healthy walking and cycling in urban areas: The benefits of mobile methods for citizen-adapted urban planning. Transport Research Procedia 60: 290-297.

Tully, Claus J. und Dirk Baier. 2011. Mobilitätssozialisation. In Verkehrspolitik: Eine interdisziplinäre Einführung, hrsg. Oliver Schwedes, 195-211. Wiesbaden: Springer VS.