Das unbequeme Dazwischen: Eine reflexive Betrachtung zur Stadtforschung in Afrika
Abstract
Forschungsmittel, Publikationsoutlets und Wissensarchive sind global ungleich verteilt und aus regionalen Perspektiven unterschiedlich gut zugänglich. Während die meisten Publikationen im Bereich der Stadtforschung - trotz des starken Stadtwachstums in Asien und Afrika - aus dem nordamerikanischen und europäischen Raum kommen, ist Forschung insbesondere in Afrika unterausgestattet und lokales Wissen in Publikationen unterrepräsentiert. Dies widerspricht dem universellen Geltungsanspruch von Wissenschaft. Während grundsätzliche Einigkeit über die Notwendigkeit einer De-kolonialisierung herrscht, gehen die Meinungen zur Umsetzung auseinander. So wollen radikale Ansätze dies zum Anlass nehmen, um die akademische Wissensproduktion insgesamt zu de-legitimisieren. Andere Ansätze versuchen z.B. über ‘para-koloniale’ Konzepte die Wissenschaft konstruktiv zu erweitern.
In diesem Beitrag werden aus der Perspektive der Diaspora und des ‚Dazwischen‘ diese Lücken in der Wissensproduktion beleuchtet und inhärente Vorurteile innerhalb und über die Stadtforschung offengelegt. Anhand von Feldforschungserfahrungen im urbanen Äthiopien, Tansania, Kenia und Südafrika werden die Allgemeingültigkeit von Forschungsinstrumenten, generalisierende forschungsethische Einschätzungen und normative Fremd- und Selbstbilder der Forschung hinterfragt. Die bisherigen de-kolonialen Ansätze werden anhand dieser Erfahrung reflektiert. Es wird argumentiert, dass die aufgezeigten Voreingenommenheiten in der Forschung und Widersprüche zu lokalen Wissenssystemen bewusst überwunden werden müssen, bevor Machtgefälle zwischen ‚der Forschung‘ und dem Forschungsfeld verkleinert, intellektuelle Traditionen der Untersuchungsregionen anerkannt und akademische Deutungsansprüche zur Wissensproduktion um afrikanische Städte legitimiert werden können.