Der Elefant im (kleinen) Raum: Sozial-ökologischer Korridor für die Pro-Kopf-Wohnfläche
Abstract
Im Bedürfnisfeld Wohnen tritt die multiple Krisenlage der 2020er Jahre besonders zutage, rüttelt dabei an bisherigen Kontinuitäten, gefährdet die Transformation und erfordert deshalb neue Ansätze. Gleichzeitig erfahren neben technischen Maßnahmen für Klimaneutralität (Wärmedämmung und erneuerbare Energien) sowie klassischen immobilienwirtschaftlichen und wohnungspolitischen Ansätzen („Bauen, Bauen, Bauen“ und soziale Wohnraumförderung) andere Kenngrößen für die sozial-ökologische Wohnraumversorgung wenig Aufmerksamkeit. Der Artikel nimmt deshalb die bisher wenig betrachtete Kenngröße Pro-Kopf-Wohnfläche in den Blick.
In der Beschreibung der Ausgangslage wird zunächst die Relevanz der Pro-Kopf-Wohnfläche sowie deren bisherige Entwicklung und gesellschaftliche sowie regionale Verteilung erläutert. Auch soll auf die Zusammenhänge mit der Wohnqualität bzw. Zufriedenheit und der „Rückkehr der Wohnungsfrage“ eingegangen werden.
Als Basis für die weiteren Überlegungen wird als konzeptuelle Basis kurz auf die Donut-Ökonomie nach Kate Raworth eingegangen, die unter Achtung der planetaren Grenzen und gesellschaftlicher bzw. menschlicher Grundbedürfnisse einen sicheren Handlungsspielraum für die Menschheit aufzeigt.
Vor diesem Hintergrund soll ein sozial-ökologischer Zielkorridor für die Pro-Kopf-Wohnfläche in Deutschland hergeleitet werden. Dieser befindet sich dabei zwischen einem gesellschaftlichen Fundament (Minimum) und einer ökologischen Decke (Maximum). Er wird durch eine Literaturrecherche und Statistik- bzw. Daten-Auswertung ermittelt. Dabei sollen u. a. bestehende Klimaschutz-Szenarien aufgegriffen werden und ein internationaler Vergleich stattfinden.
Dieser Zielkorridor soll anhand von drei Fallbeispielen unterschiedlicher Haushaltskonstellationen veranschaulicht werden. Diese sollen auch die zeitliche Entwicklung der Pro-Kopf-Wohnfläche über den jeweiligen Lebensweg umfassen.
Die quantitativen Herleitungen und die qualitativen Beschreibungen der Beispielhaushalte sollen in einem nächsten Schritt die Wohnflächen-Korridore auf die gebaute Umwelt in Deutschland übersetzen. Dabei wird auf die Rolle des Bestands im Vergleich zum Neubau eingegangen und politische Instrumente wie das Wohnungsbauziel der Bundesregierung andiskutiert.
Der Beitrag schließt mit einem Fazit, der die gewonnenen Erkenntnisse wieder in Bezug zur Polykrise setzt und die Potenziale einer Wohnflächenreduktion zusammenfasst.