Die Konzeptualisierung nicht-menschlich Wirkender in sozial-ökologischen Konflikten

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
HZ 10
Kurz­be­schreib­ung
Wir fokussieren auf die Wirkungen des Nicht-Menschlichen wie Tieren, Pflanzen, Flüsse und Berge in Konflikten. Inkompatible Beziehungskonstellationen, Räumlichkeit und Zeit-lichkeit von gesellschaftlichen Akteuren und nicht-menschlich Wirkenden können Kon-flikte auslösen und diese prägen.

Abstract

Die zunehmenden Krisen der gesellschaftlichen Naturverhältnisse wie z.B. Dürren und Flutkatastrophen führen vermehrt zu Umweltkonflikten oder intensivieren bestehende Konflikte. In bestehenden Ansätzen der Umweltkonfliktforschung werden hauptsächlich Konflikte um Natur untersucht. Nicht-Menschliches wird in diesen Ansätzen häufig als passives Objekt eines gesellschaftlichen Konflikts verstanden. Inspiriert durch indigene Ontologien, explorative empirische Methoden und theoretische Beiträge aus den Neuen Materialismen haben sich in den vergangenen Jahren Autor*innen vermehrt mit der akti-ven Rolle von Natur bzw. des Nicht-Menschlichen in Konflikten beschäftigt. Wir wollen mit einer Konzeption von sozial-ökologischen Konflikten zu dieser neu entstehenden For-schungsrichtung beitragen. Ausgehend von der Frankfurter Sozialen Ökologie verorten wir Konflikte im Beziehungsgeflecht zwischen nicht-menschlich Wirkenden und gesellschaft-lichen Akteuren in sozial-ökologischen Systemen (SES). Damit fokussieren wir auf die Wirkungen des Nicht-Menschlichen wie Tieren, Pflanzen, Flüsse und Berge in Konflikten. Konflikte können sich entlang von widerstreitenden und gleichförmigen Wirkungen ent-wickeln. Inkompatible Beziehungskonstellationen, Räumlichkeit und Zeitlichkeit von ge-sellschaftlichen Akteuren und nicht-menschlich Wirkenden können Konflikte auslösen und deren Verlauf und Ausgang prägen. Ein Beispiel dafür sind überlappende landwirt-schaftlich und von Wölfen genutzte Räume. Dabei verursacht die Widerspenstigkeit nicht-menschlich Wirkender Irritationen gesellschaftlicher Akteure, da sie sich den gesellschaft-lichen Kategorien und der Regulierung entziehen. Das von uns vorgeschlagene Konzept von sozial-ökologischen Konflikten eignet sich insbesondere für die inter- und transdiszip-linäre Beforschung von Konflikten, da sie nicht nur unterschiedlichen wissenschaftlichen und lebensweltlichen Perspektiven offensteht, sondern auch auf diese angewiesen ist, um ein gutes Verständnis der nicht-menschlich Wirkenden im Beziehungsgeflecht erfassen zu können. Das Konzept der sozial-ökologischen Konflikte basiert auf den Grundlagen der Frankfurter Sozialen Ökologie und einer umfassenden Literaturauswertung.