Die Rolle von Macht und Partizipation für Anpassungskapazität: Reflexive Kapazität in kommunalen Anpassungsprozessen
Abstract
Auf der Grundlage eines Reviews über die bestehende Forschung zu Adaptive Capacity zeigt sich eine Forschungslücke bei der Theoretisierung von Institutionen, Machtstrukturen und Agency in kommunalen Anpassungsprozessen an die Klimakrise. Um besser verstehen zu können, wie in lokalen Anpassungsprozessen vorhandene Kapazitäten wie beispielsweise Wissen, Netzwerke, Personal oder Finanzen kollektiv (de‑)mobilisiert werden, werden die Konzepte des Sociological Institutionalism und der Communicative Planning Theory mit einem post-strukturalistischem Machtverständnis kombiniert. Es soll aufgezeigt werden, wie das Handeln der Planenden von den lokalen Institutionen der Klimawandelanpassung (beispielsweise der Werte, Normen oder Organisationsstrukturen) geprägt ist und wie innerhalb dieser Prägung Macht in verschiedenen Formen ausgeübt wird.
Basierend darauf wird das Konzept der Reflexive Capacity eingeführt, welches den Grad der Fähigkeit beschreibt, verschiedene Akteure und deren Wissen in Prozesse zu berücksichtigen und deren Belange in der Ausübung von Anpassung anzuerkennen. Zum besseren Verständnis der institutionellen Einbettung von Adaptive Capacity in die lokalen Kontexte wird die Idee der Institutional Adaptive Capacity als Nexus der im Adaptive-Capacity-Diskurs bereits vorhandenen Konzepte der Kapazitätsbestände und der (psycho-sozialen) individuellen Mobilisierung von Kapazitäten mit dem neuen Konzept der Reflexive Capacity beschrieben. Die Ausprägung der Reflexive Capacity wird anhand von sechs transdisziplinären Anpassungsprozessen in kleinen und mittleren Kommunen und Landkreisen in Baden-Württemberg (Projekt LoKlim) dargestellt und miteinander verglichen. Es soll aufgezeigt werden, dass die Berücksichtigung von Reflexive Capacity in lokalen Anpassungsprozessen einen weiteren Erklärungsansatz dafür bieten kann, wie kommunale Verwaltungen Akteure (nicht) beteiligen, wie vorhandenes Wissen in der Kommune (nicht) abgerufen und berücksichtigt wird und wie sich dies auf das Anpassungshandeln auswirkt.