Dynamik bewahren: Diskurse, Praktiken und Governance der Waldanpassung an den Klimawandel im Wallis/Schweiz

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
SH 0.107
Autor*innen
Jan Zumoberhaus (Universität Freiburg)
Kurz­be­schreib­ung
Anhand der Diskurse und Praktiken über die Anpassungen des Waldes an den Klimawandel im Wallis (Schweiz) arbeitet dieser Beitrag die lokalen Wissens- und Bedeutungskonstruktionen über biologische Natur heraus.
Schlag­wörter
Klimawandelanpassung, Wald, biologisches Wissen, Dynamik

Abstract

Der Klimawandel wird zunehmend als eine Bedrohung für den gegenwärtigen Zustand von Wäldern angesehen. Obwohl eindeutige Zukunftsperspektiven nicht vorhanden sind, wird der Übergang zu klimaangepassten Wäldern bereits aktiv vorangetrieben. Dieser Beitrag konzentriert sich auf das Wallis, ein inneralpines Tal in den Schweizer Alpen mit einem besonders milden und trockenen Klima. Hier erfüllt ein grosser Teil der Wälder eine Schutzfunktion und steht daher in starkem Fokus der Klimaanpassung. Über Umfang und Art der Eingriffe in die Waldstruktur gehen die Einstellungen und Ansätze jedoch auseinander.

Auf der Grundlage von qualitativen Interviews mit Förstern und weiteren Akteur*innen untersucht dieser Beitrag die lokalen Diskurse und Praktiken der Anpassung des Waldes an den Klimawandel. Es wird herausgearbeitet, wie Wissens- und Bedeutungskonstruktionen über biologische Natur sozialen Verhältnissen und entsprechend lokalen Aushandlungsprozessen unterliegen. Insbesondere wird aufgezeigt, dass die Kategorien und Leitlinien, mit welcher biologische Natur erfahren und gedacht wird (z. B. nicht-einheimische Arten, Zukunftsarten, Naturverjüngung, Sukzession, Wald-Wild-Beziehungen), im Angesicht des Klimawandels eine Unschärfe erhalten, die wiederum zur Unsicherheit in Bezug auf die Zukunft beiträgt. In diesem Sinne wird argumentiert, dass Bestrebungen zum Schutz und zur Erhaltung von Ökosystemen (wie beispielsweise Wäldern) unter den Bedingungen des Klimawandels nicht nur die Dynamiken der biologischen Natur selbst, sondern auch die dynamischen sozialen Verhältnisse ihres Verständnisses und ihrer Transformation berücksichtigen sollen.