E-Partizipation während der Pandemie: Potential für Frauen in der ländlichen Kommunalplanung

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
SH 3.104
Autor*innen
Melanie Piser (Leibniz Universität Hannover)
Kurz­be­schreib­ung
Die E-Partizipation erlebte durch Corona einen ungeahnten Aufschwung, zum Vorteil vieler sozialer Gruppen. Norddeutsche LEADER-Manager*innen berichten in Expert*inneninterviews aus ihren Regionen zu welchen Veränderungen mit allen Vor- und Nachteilen dies geführt hat und geben einen Ausblick, wie sich dies weiterentwickeln wird.

Abstract

Bei Bürgerbeteiligungen herrschen immer noch ungleiche Verhältnisse vor. Während ältere, einheimische Männer in der Überzahl sind, beteiligen sich jüngere, weibliche und migrantische Menschen eher weniger. Dennoch sind sie mit den Ergebnissen der Abstimmung konfrontiert. Die Pandemie weicht dieses Bild auf. Durch die Versammlungsverbote war es nötig, schnell auf digitale Maßnahmen umzusteigen, um die Planungen einzuhalten. Dies wirkte wie ein Turbo für Online-Beteiligungsmaßnahmen, ergab eine Expert*innenbefragung unter norddeutschen LEADER-Manager*innen.

Durch die neuen digitalen Beteiligungsmöglichkeiten ist es für Personen leichter sich einzubringen, die davor nicht am Orte weilten, die nicht die zeitlichen oder physischen Kapazitäten hatten oder die sonstige Hemmschwellen sahen, teilzunehmen. So ist zu beobachten, dass sich vermehrt mobilitätseingeschränkte Menschen, Jugendliche und Frauen einbringen, die davor weniger präsent waren. Eine befragte LEADER-Region konnte in einer Veranstaltung 50% neue Teilnehmende generieren. Das war dadurch bedingt, dass den Online-Terminen häufiger im Gruppen- oder Familienverband gefolgt wurde, anstatt als Einzelperson bei einer Präsenzveranstaltung.

Erforderlich für den Erfolg ist es, dass man es den Teilnehmenden so einfach wie möglich gestaltet, sich einzubringen. Dabei dürfen weder technische Aspekte, individuelle Fähigkeiten, fehlende Breitbandversorgung oder mangelnde Verbindlichkeit ein Hemmnis sein. Um die Ergebnisse rechtlich bindend zu machen, wurden zudem die Geschäftsordnungen mancher Regionen geändert.

Während zu Beginn lediglich Präsenzkonzepte ins Digitale übersetzt wurden, was personalaufwändig war und nur wenig den Gruppenzusammenhalt förderte, gibt es mittlerweile Weiterentwicklungen, die ein geeignetes User Interface haben und auch für ungeübte Nutzer gut zu bedienen sind, wie Adhocracy, WorkAdventure, Crossiety, Dorffunk, Conceptboard, Mentimeter, edudip, Padlet, CryptPad, Yopad oder PUBinPLAN. Diese Neuerungen reichen von Konferenzsoftware, über digitale Pinnwände bis zu ganzen 3D-Welten mit eigenem Avatar und Augmented Reality. Ein Vorteil für die Befragten ist die einfachere, schnellere und optisch schönere Auswertung von Ergebnissen, was durch Neuerungen im Bereich Künstliche Intelligenz weiter gefördert werden wird.

Die befragten Expert*innen rechnen damit, weiterhin digital oder hybrid zu arbeiten, besonders im Winter, während Schneefall und Erkältungszeit. Allerdings müssen digitale oder hybride Methoden gut durchdacht und eingebettet sein, durch Information und Moderation, sowie durch kontinuierliches Feedback. Zur Steigerung der Transparenz ist es wichtig, den Menschen Rückmeldungen zum Stand der Planungen zu geben. Sonst kippt Stimmung und die Beteiligungsveranstaltung wird zu einer Protestveranstaltung.

Die geschickte Kombination scheint der Schlüssel zum Erfolg zu sein, um möglichst viele Vorteile mitzunehmen und weniger Menschen auszuschließen.