Effekte von Verkehrsberuhigung im Schulumfeld mit Kindern als Co-Forscher*innen untersuchen: Gesundheitsbelastungen, Raumaneignung und Mobilität

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
SH 2.106
Autor*innen
Kurz­be­schreib­ung
Vorher-nachher Untersuchung einer Verkehrsberuhigung im Schulumfeld von Kindern hinsichtlich ihrer Auswirkung auf Luftschadstoffe und Lärm, Raumaneignung von Kindern und Kindermobilität mittels partizipativen Messmethoden, Walking Interviews und Raumgestaltung.

Abstract

Trotz Klimakrise, Flächenknappheit und Gesundheitsbelastungen durch den motorisierten Verkehr nutzen nach wie vor viele Stadtbewohner*innen ein Auto. Das hat nicht nur Auswirkungen auf Umwelt und Klima, sondern auch auf Gesundheit und Lebensqualität. Insbesondere Kinder sind von Luftschadstoffen und Lärm gesundheitlich beeinträchtigt. Auch vermindert der fahrende und stehende Verkehr, dass Kinder den öffentlichen Raum für sich sicher nutzen können. Obwohl Kinder aktuell und in Zukunft dem Verkehr ausgesetzt sind und Verkehrsinfrastruktur maßgeblich ihre Mobilität beeinflusst, werden ihre Bedürfnisse in Verkehrserhebungen selten erfragt. Häufig wird hier die Wahrnehmung der Eltern stellvertretend für die Bedürfnisse der Kinder herangezogen. Somit fungieren die Eltern als „Gatekeeper“, was die eigenständige Mobilität der Kinder betrifft. Auch die gesundheitlichen Einflüsse von verkehrlicher Umweltbelastung (Luftschadstoffe, Lärm) auf Kinder werden selten in Verbindung mit ihrer Alltagsmobilität gesetzt. Bei verkehrlichen Umgestaltungen fehlt es an einer aktiven Miteinbeziehung von Kindern. Um die Bedürfnisse der Kinder in den Blick zu nehmen, wird im Rahmen dieses Projekts untersucht, welchen Einfluss eine konkrete verkehrliche Umgestaltungsmaßnahme in Berlin auf die Mobilität von Kindern, ihre Raumaneignung und ihre Exposition gegenüber Luftschadstoffen und Lärm hat. Gleichzeitig werden die Kinder selbst als Co-Forscher*innen in den Umgestaltungsprozess involviert. Als Anwendungsfall wird dabei eine im Frühling 2023 geplante Verkehrsberuhigung vor einer Grundschule in Berlin herangezogen. Dabei werden die Kinder einer 5. Klasse der Grundschule involviert und begleiten den Forschungsprozess zur Verkehrsberuhigung indem verschiedene Methoden in einem Vorher-nachher Vergleich angewendet werden: (1) Partizipatives, pädagogisch begleitetes Messen von Feinstaub und Lärm im Schulumfeld, (2) aktive Umgestaltung einer Parkplatzfläche vor der Schule und (3) Walking Interviews und Kiezbegehung, inkl. Photovoice und Diskussion zur Raumnutzung, zur Untersuchung der Wahrnehmung von Umweltbelastungen und Aneignung des Straßenraums. Zudem werden Eltern und Lehrkräfte mittels Fragebögen zur Verkehrsberuhigung sowie ihrer Wahrnehmung zu Feinstaub und Lärm befragt. Die Ergebnisse der Studie werden vorgestellt und zielen einerseits darauf ab, die Potenziale der genutzten Methoden zur Einbeziehung von Kindern als Co-Forscher*innen für die Verkehrswende vor Ort zu erproben und reflektieren. Andererseits werden die Auswirkungen der stadtplanerischen Maßnahme der Verkehrsberuhigung auf die Raumnutzung sowie die wahrgenommene und gemessene Belastung durch Luftschadstoffe und Lärm von Kindern exploriert. So können neue Erkenntnisse zur Integration von Kindern in Forschungs- und Planungsprozesse gewonnen werden und gleichzeitig der Fokus auf Möglichkeiten gelegt werden, gesunde, lebenswerte und kinderfreundliche Umgestaltungen auf Quartiersebene zu realisieren.