Eigentümer als Schlüsselakteure der Bestandsstadt-Entwicklung: Die Potentiale des Grundbuches in der geographischen Wohnungsmarktforschung
Abstract
Eigentümer:innen gelten als Schlüsselakteure am Wohnungsmarkt, zugleich ist das Wissen über die Besitzverhältnisse und dessen Wandel häufig gering. Dieser Beitrag analysiert für die gründerzeitliche Bestandsstadt in Wien die Veränderungen der Eigentumsverhältnisse, wobei sowohl quantitative als auch qualitative Zugänge vorgestellt werden. Im Zentrum der Auswertung stehen zwei Prozesse der Veränderung: erstens Verschiebung von privaten, traditionellen Eigentümer:innen-Familien zu Immobilienentwicklern. Zweitens, damit oft in Verbindung, die “Parifizierung” von bestehenden Miet-Zinshäusern und deren Abverkauf als Eigentumswohnungen.
Die angewendete Methodik basiert im wesentlichem auf einer Auswertung des österreichischen Grundbuches, das für wissenschaftliche Zwecke frei zugänglich ist. Über den Grundstückskataster ist es möglich, das Grundbuch mit Registerdaten (etwa dem Adress‑, Gebäude- und Wohnungsregister) und damit Eigentumsverhältnisse mit Gebäudedaten zu verknüpfen.
Neben einer quantitativen Analyse für den gesamten Stadtraum Wiens werden anhand ausgewählter Quartiere die langfristigen Veränderungen in der Eigentümer:innen-Struktur von Gründerzeit-Häusern untersucht: dies betrifft etwa die Veränderung der Haltedauer, die Zersplitterung der Eigentümerschaft oder die (Bank-basierten) Finanzierungsstrategien der identifizierten Immobilien-Developer. Anhand von Häuser-Biographien aus diesen Quartieren wird diskutiert, wie sich diese schleichende Veränderung der Eigentümer:innen-Struktur auf die baulich-technische Sanierung der betroffenen Gebäude auswirkt, und welche sozialen und wohnungsmarktpolitischen Folgen damit einhergehen.