Ein basiskonzeptioneller BNE-Fachlichkeitsansatz für einen transformativen Geographieunterricht der gymnasialen Oberstufe: Eine design-based Research Studie mit Langzeitcharakter
Abstract
Die BNE-Implementation in den Fachunterricht Geographie ist bislang weitestgehend additiv und mit einem zu starken Fokus auf die kognitive Dimension von Lernen erfolgt (vgl. UNESCO/DUK 2021). Zudem ist noch wenig über die Gelingensbedingungen transformativer Lernprozesse im Fachunterricht bekannt, so dass die empirische Forschung zu individuellen und gesellschaftlichen Transformationsprozessen als ein Schwerpunktdesiderat der empirischen BNE-Forschung im globalen Kontext benannt wurde (vgl. UNESCO/DUK 2021). Darüber hinaus wird moniert, dass Ansätze der Transformations- und Nachhaltigkeitsforschung bisher zu wenig Berücksichtigung bei der Konzeption von Lernprozessen gefunden haben. Gleichzeitig werden jüngere fachdidaktische Ansätze zum didaktischen Modell der Basiskonzepte (u.a. Fögele 2016; Mehren und Mehren 2020) als vielversprechende Zugänge zur Überwindung der Additivität des Geographieunterrichts und wichtiger Beitrag zum Selbstverständnis des Fachs diskutiert.
Der Vortrag verfolgt die Fragestellung, wie ein konzeptioneller Ansatz zur BNE-Implementation in den Fachunterricht gelingen kann und welche Rolle (geographische) Fachlichkeit im Rahmen einer BNE und der Tendenz zur Auflösung von Fächergrenzen spielt („powerful disciplinary knowledge“, vgl. u.a. Lambert et al. 2015). Als Diskussionsgrundlage wird ein BNE-Fachlichkeitskonzept für den Geographieunterricht der gymnasialen Oberstufe in Anlehnung an ein universitäres Konzept (Keil 2018) vorgestellt, welches ein basiskonzeptionelles Fachlichkeitsverständnis in einem kritisch-emanzipativen Sinne erweitert mit dem Fokus auf das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung. Hierbei wird die Perspektive der Transformations- und Nachhaltigkeitsforschung als erweiterte Bezugsdisziplin systematisch einbezogen. In einem reflexiv-forschenden Ansatz in Anlehnung an die Reallabormethode (vgl. Singer-Brodowski 2016; Barth 2016) wird eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Konzept einer nachhaltigen Entwicklung sowie der Entwicklung einer eigenen Haltung hierzu gefördert. Das Konzept versteht sich als ein „Gerüst“ für die BNE-Implementation („BNE-Grammatik“, in Anlehung an Fögele 2016) anstatt ein weiteres thematisch ausgerichtetes BNE-Angebot zu bieten.
Im Rahmen einer empirischen Fallstudie mit Langzeitcharakter (n=16; t=2 Jahre) wurde das Konzept in einem Erdkunde-Leistungskurs (fortlaufend) erprobt, weiterentwickelt und empirisch begleitet. Untersucht wird dabei, wie sich die Schülerorientierungen zum Konzept einer nachhaltigen Entwicklung und zugleich ihre subjektive Haltungen zum Bildungswert des Fachs Geographie für eine BNE verändern. Im Rahmen des Vortrags werden Ergebnisse präsentiert als Grundlage für die Diskussion eines konzeptionellen Handlungsansatzes zur BNE-Implementation in den Fachunterricht als möglicher Beitrag geographischer Bildung für eine BNE.