Einfluss digitaler Dienste auf das Raumverhalten und die Raumwahrnehmung von Wandernden

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
SH 1.106
Autor*innen
Julian Dietze (Bergische Universität Wuppertal)
Kurz­be­schreib­ung
Fortschritte bei digitalen Medien und Technologien werden auch im Kontext von klassischen Natursportarten wie dem Wandern vermehrt genutzt. Daher soll untersucht werden, inwiefern diese Dienste das Raumnutzungsverhalten und die Raumwahrnehmung von Wandernden beeinflussen.
Schlag­wörter
Wandern, Digitalisierung, Raumnutzungsverhalten, Raumwahrnehmung

Abstract

Die Digitalisierung und damit verknüpfte Dienste beeinflussen alle Bereiche der Gesellschaft und betreffen in den letzten Jahren auch den Sport inklusive damit verknüpfter Outdoor-Aktivitäten wie das Wandern. Digitale Technologien (zum Beispiel GPS) oder mobile Apps wie Komoot haben die charakteristische Natursportart, bei dem das Naturerlebnis und Abschalten vom Alltag zu den wichtigsten Motivationsfaktoren zählen, deutlich verändert. Dies zeigt sich in der zunehmenden Nutzung von Apps, die sowohl zur Inspiration vor als auch Navigation während einer Tour sowie Reflektion und Teilen des Erlebten genutzt werden. Als Folge der Nutzung digitaler Dienste lässt sich allerdings annehmen, dass sich das Verhalten im Raum und das Naturerlebnis verändern und durch vorab gesehene Bilder, das Verlassen auf die Navigation oder das Kreieren eigener Bilder beeinflusst werden. In sozialen Medien können sich so zum Beispiel Hotspots ausbilden, die dann eine Gefahr für die ökologische Belastungsfähigkeit darstellen können. Aber auch durch das Verlassen auf mobile Navigation und die ständige Verfügbarkeit digitaler Medien kann die Aufmerksamkeit für die Umgebung und Natur beeinträchtigt werden. Dies ist gerade im Kontext des positiven Einflusses des Naturerlebnisses auf das persönliche Nachhaltigkeitsbewusstsein eine potentielle Gefahr, die durch den Einfluss der Digitalisierung auf das Wandern entsteht.

Des Weiteren bietet das Teilen von Bildern auf sozialen Plattformen in Kombination mit der Aufzeichnung der absolvierten Route mittels GPS eine gute Möglichkeit der Selbstinszenierung und Darstellung des Geleisteten unter Einbezug von Leistungsparametern wie Anzahl der absolvierten Kilometer oder Höhenmeter. Somit entstehen aufgrund der Möglichkeiten des Digitalen auch neue Motivationsfaktoren für eine Wanderung bei gleichzeitiger Reduktion des Interesses am Naturerlebnis. Dies betrifft insbesondere die jüngeren Zielgruppen, die nach ersten Erkenntnissen digitalen Diensten bei Wanderungen besonders aufgeschlossen sind.

Im Dissertationsprojekt wird daher der Fragestellung nachgegangen, welchen Einfluss digitale Dienste auf Entscheidungen für eine spezifische Tour haben und inwieweit die Raumwahrnehmung während einer Wanderung durch Nutzung von mobilen Apps beeinflusst werden. Methodisch ist dabei durch die Kombination einer Tracking-Methode, also das Aufzeichnen von Routen mittels GPS, mit einer quantitativen Befragung dieser Wandernden geplant, Erkenntnisse über die Nutzung digitaler Dienste im Kontext von Wanderungen zu gewinnen. Somit können über einen vorab festgelegten Zeitraum sowohl das Raumnutzungsverhalten und Motive für das Wandern abgefragt sowie mit der Raumwahrnehmung verknüpft werden.