Entscheidungsprozesse in der Lehrplanentwicklung: Klimabildung in Geographielehrplänen

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
SH 3.107
Autor*innen
Carolin Klüsener (Universität Bremen)
Kurz­be­schreib­ung
Der Vortrag zeichnet Entscheidungsstrukturen und -prozesse der Lehrplanentwicklung nach und fokussiert dabei auf die beteiligten Akteur*innen, die innerhalb der rahmensetzenden Regulierungen die Klimabildung als gesellschaftlich relevantes Thema in den Geographielehrplänen verankert haben.
Schlag­wörter
Geographielehrplan, Governance, Klimabildung, Lehrplanprozess

Abstract

Die Geographielehrpläne in Deutschland sind bezogen auf die Klimabildung von 1990 bis 2020 (Klüsener & Wittlich 2023) sowie speziell für das Schuljahr 2020/2021 (Siegmund Space & Education gGmbH & rgeo 2021) umfangreich untersucht worden. Während in den 1990er-Jahren vor allem die anthropogenen Ursachen im Fokus der Geographielehrpläne standen, wurde ab den 2000er-Jahre ein weiterer Schwerpunkt auf dem Klimaschutz gelegt (Klüsener & Wittlich 2023). Im Schuljahr 2020/2021 war die Klimabildung in allen Bundesländern Bestandteil der Lehrpläne, wobei auf die Geographie im Vergleich zu anderen Schulfächern der größte Anteil entfällt (Siegmund Space & Education gGmbH & rgeo 2021: 13).

Vor dem Hintergrund dieser Forschungsergebnisse stellt sich die Frage: Welche Regulierungen und Akteur*innen haben die Implementierung und Ausgestaltung der Klimabildung in die deutschen Geographielehrpläne beeinflusst? Basierend auf einer Literaturrecherche und qualitativen Experteninterviews soll diese Forschungsfrage im Rahmen des Vortrags beantwortet werden.

Lehrpläne sind Dokumente, in denen Fachinhalte wie der Klimawandel aufgeführt sind, die den Schüler*innen im Schulunterricht vermittelt werden sollen (Ernst & Salzmann 2004). Ein wichtiger Akteur für die Erstellung von Lehrplänen ist das Kultusministerium. Bedingt durch gesellschaftliche Veränderungen, einem Regierungswechsel oder (bildungs‑)politischen Entscheidungen kann das Kultusministerium in Deutschland neue Lehrpläne beauftragen und im Anschluss verbindlich veröffentlichen (Connelly & Connelly 2010: 225; Ernst & Salzmann 2004; Hopmann 1998: 176; Lohmar & Eckhardt 2008; Vollstädt et al. 1999: 24). Mit dem Kultusministerium als Initiator und vielen weiteren Akteur*innen werden in einem politischen Prozess neue Lehrpläne erstellt (Sivesind & Westbury 2016). Im Vortrag wird aufgezeigt, welche Regulierungen die Implementierung der Klimabildung in die Geographielehrpläne beeinflussen und welche Akteur*innen wie an dem Lehrplanprozess und den inhaltlichen Aushandlungen beteiligt sind. Durch die Erforschung dieser Aushandlungen können die empirischen Ergebnisse zur zeitlich und räumlich ungleichen Einführung relevanter Inhalte der Klimabildung in den Lehrplänen (Klüsener & Wittlich 2023; Siegmund Space & Education gGmbH & rgeo 2021) größtenteils erklärt werden.