Erfahrungen aus dem Projekt „Sanitation governance and its implications on planetary health in Nakuru, Kenya”

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
SH 1.108
Autor*innen
Carolin Wicke (Bonn)
Kurz­be­schreib­ung
Der Beitrag vermittelt Erfahrungen zu Forschungsethik aus dem Projekt „Sanitation governance and its implications on planetary health in Nakuru, Kenya“ und stellt praktische Herausforderungen in Bezug auf Datenerhebung und Abstimmung mit lokalen Partnerinstitutionen zur Diskussion.
Schlag­wörter
Abwasser, Planetary Health, Globaler Süden, Entwicklungszusammenarbeit, Forschungsethik

Abstract

Zugang zu Wasser und sicheren Sanitäranlagen ist ein Menschenrecht. Trotzdem sind viele Personen im globalen Süden davon abgeschnitten. Nur 54% der Weltbevölkerung hatten im Jahr 2020 Zugang zu sicheren Sanitäranlagen (WHO u. UNICEF 2021). Obwohl das Problem seit langem bekannt ist und zum Beispiel im Sustainable Development Goal 6 verankert ist, erhält vor allem der Teilbereich Abwasser nicht die Aufmerksamkeit, die er verdient. Das Forschungsprojekt „Sanitation governance and its implications on planetary health in Nakuru, Kenya“ untersucht den interaktiven Charakter von gesetzlichen Vorschriften und sozialen Normen in Abläufen und (räumlichen) Praktiken der Abwasserentsorgung und deren Auswirkungen auf die planetare Gesundheit in Nakuru, einer Großstadt im Westen Kenias. Im Fokus steht das Verhalten von Wasserversorgungsunternehmen, Regulierungsbehörden, kommunalen Einrichtungen, Haushalten und Einzelpersonen sowie deren ökologische und gesundheitliche Auswirkungen.

Das Team, bestehend aus sieben Forschenden aus unterschiedlichen Disziplinen, wandte ein Mixed-Methods-Forschungsdesign an. Es wurde zum einen eine Haushaltsbefragung in drei verschiedenen Stadtteilen durchgeführt, um die Praktiken von Personen mit unterschiedlichen sozioökonomischen Hintergründen zu erfassen. Zum anderen wurden Interviews mit Regierungsvertreter*innen, Behördenmitarbeitenden, Haushalten und der Zivilgesellschaft geführt, in denen detailliertere Erkenntnisse zum Abwassermanagement erhalten werden konnten. Die Analyse der Daten erfolgt durch statistische Methoden und Geodatenanalyse sowie qualitative Inhaltsanalyse, um die Strukturen und Entscheidungsfindungsprozesse auf verschiedenen Ebenen zu untersuchen. Die Datenerhebung wurde im Zeitraum Februar bis April 2023 durchgeführt.

Die Erfahrungen aus dem Forschungsprojekt sind zwiegespalten. Durch die Einbettung des Projekts in ein Nachwuchsförderungsprogramm für Entwicklungszusammenarbeit wurden bereits während der Konzeption forschungsethische Belange mit einbezogen. Die Umsetzung während des Auslandsaufenthalts war allerdings schwierig, zum Beispiel in der Durchführung der Haushaltsbefragung. Die Präsenz von weiß gelesenen Teammitgliedern in überwiegend Schwarzen, von Armut betroffenen Stadtvierteln stellte eine große Herausforderung in der Datenerhebung dar. Des Weiteren musste das Team die unterschiedlichen Erwartungen der Partnerinstitutionen UN-HABITAT (GWOPA), Nakuru Water Sanitation and Service Company (NAWASSCO) und Egerton University ausbalancieren, ohne dabei die eigenen Forschungsinteressen aus dem Blick zu verlieren. Insbesondere die Weitergabe von Ergebnissen und Daten ist davon betroffen. Dem Anspruch, eine Reproduktion von Ungleichheiten und Rassismen zu vermeiden, konnte das Projekt nicht vollständig gerecht werden. Im Rahmen der DKG-Session möchten wir unsere Arbeit Revue passieren lassen und die Herausforderungen und unseren Umgang damit kritisch reflektieren.