Experimentieren als Aspekt forschenden Lernens: Erkenntnisse zum Überzeugungssystem angehender Geographielehrpersonen
Abstract
Arbeitsweisen wie dem Experimentieren werden mit Blick auf die Umsetzung forschenden Lernens im Geographie¬unterricht sowie vor dem Hintergrund einer Scientific Literacy große didaktische Potenziale zugeschrieben (z. B. Otto u. Mönter 2015). Zugleich liegen Hinweise darauf vor, dass Experimente nur relativ selten im Geographie¬unterricht eingesetzt werden (Hemmer u. Hemmer 2010) und ihr Einsatz mit großen Herausforderungen für Lehrpersonen verbunden ist. Vor diesem Hintergrund rücken die Lehrpersonen selbst in den Fokus, da diese mit ihren subjektiven Überzeugungen (Beliefs) als Teil professioneller Handlungs¬kompetenz einen entscheidenden Faktor für Einsatz, Gestaltung und Qualität des Experimentierens und folglich auch die Realisierung von Formen forschenden Lernens im Unterricht darstellen. Dabei wird argumentiert, dass Beliefs in Bezug auf das professionelle Handeln von Lehrpersonen nicht isoliert, sondern stets eingebettet in ein System weiterer Überzeugungen sowie kontextabhängig wirken (Fives u. Buehl 2012). Bislang fehlen jedoch Erkenntnisse über die Ausprägungen der Beliefs von (angehenden) Lehrpersonen zum Experimentieren im Geographie¬unterricht, auch haben bisher nur wenige Studien die Beliefs von Lehrpersonen als komplexes Überzeugungs¬system untersucht. Im Vortrag werden die anhand eines neu entwickelten und mit einer Gesamtstichprobe von N = 550 validierten Mess¬instruments erhobenen Ausprägungen der Beliefs angehender Lehrpersonen zu Potenzialen, Lern¬voraussetzungen und der Gestaltung des Experimentierens im Geographieunterricht vorgestellt sowie als Überzeugungs¬system deren Zusammen¬hänge mit lehr-lerntheoretischen (konstruktivistisch-transmissiv) und epistemologischen Überzeugungen sowie Selbstwirksamkeits¬erwartungen (self-efficacy beliefs) in einem Struktur¬gleichungs¬modell (N = 280) betrachtet. Ein zentrales Ergebnis ist, dass die Bedeutung, welche angehende Lehrpersonen der – vor allem auch im Rahmen forschenden Lernens bedeutsamen – Offenheit beim Experimentieren beimessen, positiv durch entwickeltere Beliefs zum Wesen der Natur¬wissenschaften, hingegen negativ durch transmissive Überzeugungen vorausgesagt wird. Weitere Zusammen¬hänge der Beliefs sowie erste Implikationen für die Forschung und (hochschuldidaktische) Praxis werden diskutiert.