Fahrradfreundliche Nebenstraßen: Heilsbringer oder Sackgasse?

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
SH 2.109
Autor*innen
Seray Künbet (Frankfurt University of Applied Sciences)
Dennis Knese (Frankfurt University of Applied Sciences)
Jana Busse (Frankfurt University of Applied Sciences)
Kurz­be­schreib­ung
Die Präsentation zeigt Ergebnisse aus der wissenschaftlichen Begleitung der „fahrradfreundlichen Nebenstraßen“ in Frankfurt am Beispiel des Oeder Wegs auf und gewährt einen Einblick in die Akzeptanz und Wirkungen der durchgeführten Maßnahmen.

Abstract

Die Förderung des Radverkehrs ist ein zentraler Baustein für die Umsetzung der Verkehrswende in Städten. Dazu hat die Stadt Frankfurt den sogenannten „Fahrradstadt-Beschluss“ gefasst, der unter anderem die Gestaltung von elf „fahrradfreundlichen Nebenstraßen“ beinhaltet. Bei diesem Ansatz soll eine Fuß- und Radverkehrsförderung unter anderem durch die Einführung einer Fahrradstraße, Fahrradabstellanlagen auf Kfz-Parkständen und reduzierten Kfz-Geschwindigkeiten in Straßen mit einer hohen Anzahl an motorisiertem Durchgangsverkehr erreicht werden. Die damit verbundenen Projekte bedeuten erhebliche Eingriffe in die heutige Aufteilung des Straßenraums. Da dies nicht unumstritten ist und bei einigen Akteuren Ängste und Sorgen hervorruft, wurde die Frankfurt UAS beauftragt, die Auswirkungen der Umgestaltung wissenschaftlich zu begleiten und so Erkenntnisse über die Wirkungen der umgesetzten Maßnahmen zu erforschen. Zu diesem Zweck wurden umfassende Befragungen unterschiedlicher Nutzergruppen der jeweiligen Straße sowie der umliegenden Straßen durchgeführt. Ergänzend wurden qualitative Interviews mit den ansässigen Gewerbetreibenden geführt. Die Befragungen verfolgten das Ziel Verhaltensweisen sowie die Wahrnehmung und Nutzung des umgestalteten öffentlichen Raums zu ermitteln. In der Befragung wurden Nutzergruppen und Verkehrsmittel differenziert und es wurden signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen festgestellt, beispielsweise bei der Bewertung der Verkehrssicherheit durch die Einführung einer Fahrradstraße im Oeder Weg, aber auch bei der Akzeptanz von Einzelmaßnahmen. Durch die Tiefeninterviews wurden individuelle Auswirkungen der Maßnahmen auf das ansässige Gewerbe erhoben. Schwerpunkt war dabei die Gegenüberstellung der Vorher-Nachher-Situation hinsichtlich wirtschaftlicher und gewerblicher Faktoren. Insgesamt haben 1.250 Personen an der quantitativen Befragung und 60 Gewerbetreibende an den Interviews teilgenommen. Ergänzend wurden Verkehrsbeobachtungen durchgeführt, um das Nutzungsverhalten und mögliche Konfliktstellen auszuwerten. Auf Grundlage der Beobachtungen, sowie Aussagen aus den Befragungen können Aussagen zur Verkehrssicherheit getroffen werden. Die objektive Verkehrssicherheit wird zudem über offizielle Verkehrsunfallstatistiken überprüft. Darüber hinaus werden die Entwicklung der Kfz- sowie Rad- und Fußverkehrszahlen vor und nach Umsetzung der Maßnahmen sowie die Verlagerung des Verkehrs, insbesondere des Kfz-Verkehrs, in den umliegenden Straßen anhand von Zähldaten analysiert.

Im Rahmen der Begleitforschung werden die Frankfurter Straßen Oeder Weg, Grüneburgweg und Kettenhofweg untersucht. In der Präsentation sollen exemplarisch Ergebnisse aus den Untersuchungen des Oeder Wegs präsentiert und ein Einblick in die Akzeptanz und Auswirkungen von fahrradfreundlichen Nebenstraßen gewährt werden.