Geographische Schulbücher von morgen: Digital und inklusiv – aber wie?

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
SH 2.109
Autor*innen
Hannah Lathan (Universität Vechta)
Kurz­be­schreib­ung
Im Beitrag werden die zentralen Ergebnisse der Schulbuchnutzungsstudie von Lathan (2022) vorgestellt. Darauf aufbauend soll aufgezeigt werden, welche zentralen konzeptionellen Aspekte bei einer digitalen und inklusiven Gestaltung von Schulbüchern für den Geographieunterricht berücksichtigt werden müssen.

Abstract

Schulbücher besitzen eine zentrale Stellung im Medienkanon der Unterrichtsfächer und sind vor allem im Geographieunterricht, der als durch eine Medienintensivität geprägt ist, ein bedeutendes Element (vgl. z.B. Bagoly-Simò 2021). Neue Erkenntnisse aus der geographiedidaktischen Forschung zeigen, dass Schüler:innen klare Präferenzen bezüglich der konzeptionellen Gestaltung besitzen: Funktionalität, Übersichtlichkeit und Passgenauigkeit der Strukturelemente sind wesentliche Anforderungen, die ein modernes und zeitgemäßes Lehrwerk erfüllen muss (vgl. Lathan 2022, vgl. Behnke 2022). Besonders erstaunt hat, dass sie ihre Schulbücher wertschätzen und gerne z.B. bei der Vorbereitung auf Lernkontrollen oder zum Lösen der Aufgaben darauf zurückgreifen. Die Lernenden wünschen sich einen vielfältigen Einsatz der Strukturelemente, die zielgruppenadäquat, motivierend, medial ansprechend und handlungsorientiert aufbereitet sind (vgl. Lathan 2022). Unter Berücksichtigung der unterrichtlichen Zielstellung und mit Blick auf die Notwendigkeit einer stärkeren Implementierung transformativer Lehr- und Lern-Methoden gilt es, das bestehende Angebot des Schulbuches und seines Medienverbundes umfassend auszuschöpfen und mit neuen (digitalen) Materialien zu ergänzen. Zudem scheint eine gänzliche Neuorientierung und Ablösung des Printmediums unmittelbar bevorzustehen, was u.a. durch die intensive Nutzung digitaler Lernarrangements während der Coronapandemie (vgl. Bagoly-Simó et al. 2020), neue Präferenzen und Affinitäten der Lehrkräfte und Schüler:innen (vgl. Lathan 2022, vgl. Tribukait & Bock 2022) sowie stärkere Berücksichtigung der Bedürfnisse inklusiver Lerner:innen deutlich wird.

Ein neues Forschungsprojekt der Universität Vechta in Kooperation mit dem Entwicklungszentrum für Sehfähigkeiten Luxemburg (CDV) und vier weiteren europäischen Universitäten möchte an dieser Stelle ansetzen. Es wird das Ziel verfolgt, Guidelines für die Erstellung digitaler inklusiver Schulbücher zu entwickeln, die dann entsprechend auf den Geographieunterricht transferiert werden müssen. Im Anschluss werden Prototypen für die schulische Umsetzung konzipiert und zu evaluiert. Ausgehend von den Ergebnissen der Schulbuchnutzungsstudie von Lathan (2022) soll im Vortrag aufgezeigt werden, welche Ansprüche ein digitales inklusives Schulbuch für den Geographieunterricht erfüllen muss.

Literatur (gekürzt):

Bagoly-Simó, P. et al.(2020): School Geography under COVID-19: Geographical Knowledge in the German formal Education.

Bagoly-Simò, P. (2021): Doing Research on Geography Textbooks.

Behnke, Y. (2022): Usability Parameters of Learning-Effective Visuals in Geography Textbooks.

Lathan, H. (2022): Das geographische Schulbuch aus der Schülerperspektive. Ein Beitrag zur Anwenderorientierung in Lehr-Lern-Materialien.

Tribukait, M. & Bock, A. (2022): Impulse und Irritationen. Das transformative Potenzial eines digitalen Schulbuchs für den Geschichtsunterricht.