Geschlechtsspezifische Orientierungsweisen als Ausgangspunkt einer feministischen Stadtgestalt

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
SH 1.101
Autor*innen
Magdalena Maria Kehrl (Goethe-Universität Frankfurt)
Kurz­be­schreib­ung
Moderne Städte werden als Zentren sozialer und ökonomischer Verwirklichung gehandelt. Es wird hinterfragt, inwiefern auch Frauen auf das emanzipatorische Potenzial von Städten zugreifen können. Mit Hilfe einer Feldbeobachtung, wurden strukturelle Barrieren identifiziert, welche sich negativ auf den räumlichen Aneignungsprozess auswirken.

Abstract

Städte werden seit der Moderne als Zentren der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Emanzipation gehandelt. Dieses Narrativ besteht nach wie vor, jedoch wird hinterfragt, inwiefern vor allem weibliche Personen auf das emanzipatorische Potenzial von Städten zugreifen können. 

Dabei nimmt die Konfiguration von Raum einen entscheidenden Einfluss auf die Art und Weise ein, wie im selbigen agiert werden kann. Die ideologiebehafteten Planungsstandards der Städte werden weltweit von feministisch-moivierten Forschenden kritisiert. Raumproduktion ist längst nicht neutral, sondern unterliegt tradierten, unreflektierten Hierarchiemustern. In einer Welt, in der die urbane Raumordnung und -konstruktion das Männliche widerspiegelt, wachsen Hindernisse im Lebensalltag der Frauen empor, welche sich gravierend auf die Raumaneignung und auswirken. 

Die räumliche Orientierung ist das Instrumentarium schlecht hin, um Räume zu erschließen und eigenmächtig Zugang zu Orten, an denen Emanzipation stattfinden kann, zu erlangen. Vorausgegangene Studien haben bewiesen, dass sich die Geschlechter grundlegend verschiedener Strategien und Raumrepräsentationen bedienen, um sich räumlich zurechtzufinden. 

Anhand einer qualitativ-quantitativen Befragung sowie einer Feldbeobachtung wurden zwei exemplarische Untersuchungsgebiete Frankfurts im Hinblick auf weibliche Orientierungsbedürfnisse untersucht. Es wurde festgestellt, dass geschlechtsspezifische Differenzen in der räumliche Performanz bestehen und dass diese in der Interaktion mit der gebauten Umwelt auf die neurologischen Verarbeitungsmechanismen zurückgehen. Es existieren distinkte bauliche Strukturelemente, welche negativbesetzte Emotionen bei den weiblichen Testpersonen hervorrufen. Diese sind ausschlaggebende Faktoren für die bei Frauen beobachtbare Unsicherheiten beziehungsweise der sogenannten Raumangst, welche den Prozess der Stadtraumaneignung stören. Auf diesen Erkenntnissen aufbauend, folgte eine konzeptionelle Erarbeitung geschlechtsneutralisierender Anpassungsmöglichkeiten, um den Weg zum Urbanen und somit zur Emanzipation zu ermöglichen.