Gesellschaftliche Einstellungen zu Fragen der Mobilitätswende: Ausgewählte Ergebnisse aus einer repräsentativen Befragung in Deutschland

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
HZ 7
Autor*innen
Torsten Fleischer (Karlsruher Institut für Technologie)
Maike Puhe (Karlsruher Institut für Technologie)
Jens Schippl (Karlsruher Institut für Technologie)
Kurz­be­schreib­ung
Wir stellen Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage (N = 1.500) vor, die wir 2022 in Deutschland durchgeführt haben. Dabei konzentrieren wir uns auf ein Fragenset, das sich den Einstellungen zu restriktiven Maßnahmen im Bereich individueller Pkw-Mobilität widmet.
Schlag­wörter
Repräsentative Befragung, Mobilitätswende, restriktive Maßnahmen

Abstract

In den letzten Jahren konnte die Attraktivität von Alternativen zum eigenen Pkw sicherlich gestärkt werden. Dazu trägt unter anderem die Digitalisierung bei, die den Zugang und Nutzung des ÖV erheblich vereinfacht und neue Angebote ermöglicht. Perspektivisch könnten auch automatisierte Angebote neue Chancen und Dienstleistungen bieten. Gleichzeitig bezweifeln viele Experten, dass eine tiefgreifende Änderung des Mobilitätsektors, einschließlich der immer noch Pkw-dominerten Mobilitätsmuster nur durch Angebotsverbesserungen gelingen kann – solche angebotsseitigen Verbesserungen oder Innovationen sind sicherlich notwendig, aber nicht hinreichend für eine gelingende Mobilitätstransition. Vielfach wird argumentiert, dass es dazu auch restriktiver Eingriffe bedarf, die beispielweise die Attraktivität des Pkw reduzieren. Die Implementierung solcher Politikstrategien und Maßnahmen braucht aber ein gewisses Maß an sozialer und politischer Akzeptanz. Doch hier zeigen sich immer wieder Widerstände, insbesondere wenn es zu restriktiven Maßnahmen für Pkws kommt. Nachhaltige Mobilität gilt einerseits als weithin anerkanntes gesellschaftliches Ziel, gleichzeitig zeigt sich in vielen Bereichen eher Dissens als Konsens, wenn es um deren konkrete Umsetzung geht. In diesem Zusammenhang fordert der Deutsche Städtetag in seinem Positionspapier „Nachhaltige Mobilität für alle – Agenda für eine Verkehrswende aus kommunaler Sicht“ einen „breiten politischen und gesellschaftlichen Konsenses für eine nachhaltige Mobilität für alle“ (Horn et al. 2018).

Vor diesem Hintergrund möchten wir in diesem Beitrag Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage (N = 1.500) vorstellen, die wir im Herbst 2022 im Mixed-Mode Design in Deutschland zum Thema Mobilität und automatisiertes Fahren durchgeführt haben. Dabei möchten wir folgendes Frageset näher beleuchten, welches sich den Einstellungen zu restriktiven Maßnahmen im Bereich individueller Pkw-Mobilität widmet:

1.Innerhalb von Städten sollte die Nutzung privater Pkw soweit wie möglich zurückgedrängt werden?

2.Neue Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren in Deutschland zu verkaufen sollte nur noch für etwa 10 bis 15 Jahre erlaubt sein?

3.Es sollte weniger in Straßen und mehr in Radwege und Bahnstrecken investiert werden?

Bei allen drei Fragen, auch bei der eher auf eine Antriebswende fokussierten Frage 2, zeigen die Antworten der 1.500 Befragten eine gewisse Polarisierung über die Gesellschaft hinweg, allerdings mit unterschiedlicher Ausprägung. Auf Basis des vorliegenden Datensatzes möchten wir in dem Vortrag genauer analysieren, wie das Antwortverhalten mit soziodemographischen und räumlichen Faktoren zusammenhängt. Weiter möchten wir die Ergebnisse mit anderen empirischer Arbeiten kontrastieren und im Hinblick auf die Ausgestaltung einer tiefgreifenderen Verkehrs- oder Mobilitätswende in urbanisierten Räumen diskutieren.