Grüner Wasserstoff und Regionalentwicklung in Chile
Abstract
Chile plant, auf Grundlage äußerst günstiger naturräumlicher Gegebenheiten in atemberaubendem Ausmaß in die Produktion von grünem Wasserstoff einzusteigen. In der Region Magallanes im Süden des Landes erreicht der Wind Geschwindigkeiten, mit denen kein Standort in Europa mithalten kann. Dort sollen bis 2027 beeindruckende 2,900 Windkraftanlagen gebaut werden, was einer Steigerung der chilenischen Windkraftkapazität um 320 Prozent entspräche. Die Atacama-Wüste im Norden zeichnet sich durch die höchste Sonneneinstrahlung weltweit aus. Auch hier werden Projekte zu grünem Wasserstoff entworfen.
Das internationale Interesse an grünem Wasserstoff aus Chile ist groß. Im vergangenen Jahr unterzeichnete die Regierung zum Beispiel ein Partnerschaftsabkommen mit dem Senat der Hansestadt Hamburg. Auch China und Japan sind mögliche Käufer. Neben direkten und indirekten Exporten ist der Bergbausektor ein potenzieller Abnehmer von grünem Wasserstoff. Konzerne wie Anglo American und BHP erproben den Einsatz von Lastwagen und anderen Fahrzeugen, die mit Wasserstoff angetrieben werden. Auch der inländische Verkehrssektor könnte, so zumindest Planungen der letzten Regierung, mit grünem Wasserstoff versorgt werden.
Der Beitrag untersucht, ob grüner Wasserstoff wirtschaftliche Entwicklung in den peripheren Landesteilen, in denen die Produktion stattfindet, ermöglicht. Dafür werden vier Formen von “Linkages” näher betrachtet:
- Investitionen in grünen Wasserstoff erhöhen die Steuereinnahmen. Mit ihnen können andere Wirtschaftszweige gefördert oder Sozialleistungen - im weitesten Sinne - ausgebaut werden.
- Beschäftigte in extraktiven Industrien verdienen normalerweise überdurchschnittlich gut. Ihre Konsumausgaben wirken sich unter Umständen positiv auf andere Branchen aus.
- Produktionslinkages entstehen, wenn lokale Firmen als Zulieferer für die Produktion von grünem Wasserstoff auftreten oder diesen in ihre eigenen Produktion einbinden.
- Solche Unternehmen können ihre Fähigkeiten erweitern und in andere Sektoren expandieren, was entscheidend für wirtschaftliche Diversifizierung ist.
Entlang dieser Leitlinien zeigt der Beitrag, dass es durchaus gewisse Chancen auf regionalwirtschaftliche Entwicklung gibt. Gleichzeitig sind die Einstiegsbarrieren hoch. Tätigkeiten, die durch hohe Wertschöpfung gekennzeichnet sind, bündeln sich in der Landeshauptstadt Santiago. Selbst qualifiziertes Personal minimiert die Zeit, die es in der Peripherie verbringt, soweit wie möglich.