Grenzüberschreitende Integration durch Sport?

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
SH 1.106
Autor*innen
Bernhard Köppen (Universität Koblenz)
Kurz­be­schreib­ung
Sport gilt auch im Kontext europapolitisch intendierter zwischenstaatlicher Integration als strategisches Instrument. Es bleibt jedoch zu hinterfragen, welchen tatsächlichen Stellenwert grenzüberschreitende Sportausübung hierbei haben kann.

Abstract

Dem gemeinsam betriebenen Sport wird neben gesundheitsfördernden Aspekten und individuellem Wohlbefinden allerdings auch stets eine integrative Komponente zugeschrieben. Diese integrative Wirkung vorausgesetzt, erscheint es nur folgerichtig, sportlichen Aktivitäten und Veranstaltungen großes Potenzial in Hinblick auf die Förderung nachbarschaftlicher, zwischenstaatlicher Kontakte und hierbei insbesondere auch grenzüberschreitender Integration auf lokaler Ebene beizumessen.

Für die Europäische Kommission scheinen die Dinge bezüglich des Sports als wirkmächtigen “Integrator” klar auf der Hand zu liegen: Der Sport fördere aktiv den gesellschaftlichen Zusammenhalt Europas durch aktive Bürgerinnen und Bürger. Welche Rolle kann dem Sport aber in diesem Kontext tatsächlich zukommen?

Die Ergebnisse einer explorativen, qualitativen Untersuchung zum Wandersport im deutsch-französischen Grenzraum weisen darauf hin, dass grenzüberschreitende sportliche Aktivität in der Tat einen Beitrag zur grenzregionalen Integration leistet. Allerdings ist die Motivation zur Ausübung von Sport „über Grenzen“ und in Grenzräumen vorrangig kaum ein dezidiert (europa‑) politisches Statement, sondern Ausdruck einer zur Selbstverständlichkeit gewordenen Möglichkeit, individuelle Aktivitäten problemlos staatsgrenzendüberschreitend auszuüben. Diese Selbstverständlichkeit der Grenzüberschreitung zur Sportausübung, sei es nun mit Menschen des benachbarten Staates oder nicht, wiederum ist ein starker Indikator für de facto bestehende regionale Integration.