Hemmnisse von Nachhaltigkeitstransformationen: Theoretische Überlegungen und empirische Erkenntnisse aus dem bayerischen Beherbergungswesen

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
HZ 14
Autor*innen
Niklas Völkening (Universität Augsburg)
Kurz­be­schreib­ung
Dieser Beitrag identifiziert Hemmnisse für Nachhaltigkeitstransformationen und diskutiert diese theoriegeleitet. Anschließend werden mögliche Strategien zur Überwindung dieser Barrieren aufgezeigt. Dabei werden die theoretischen Überlegungen anhand eines empirischen Beispiels konkretisiert.

Abstract

In diesem Beitrag werden Hemmnisse für Nachhaltigkeitstransformationen identifiziert und theoriegeleitet diskutiert. Anschließend werden mögliche Strategien zur Überwindung dieser Hemmnisse aufgezeigt. Dabei werden die sozialwissenschaftlich-theoretischen Überlegungen anhand eines empirischen Beispiels konkretisiert.

Der Beitrag versteht Transformation als radikalen, normativ geleiteten und teleologischen Wandel (Bennett et al. 2019; Bruns 2022). Um den aktuellen gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen begegnen zu können, muss sozialökologische Transformation zum einen das ideelle Verhältnis des Menschen zur Natur reformieren (Hulme 2009). Zum anderen muss die Materialität gesellschaftlicher Interaktion mit Natur verändert werden (Bluwstein 2021). Transformation umfasst somit drei sich wechselseitig stützende Dimensionen: Eine diskursive Dimension, eine materielle Dimension, sowie spezifische, rahmende Kontexte – etwa Normen und Gesetze oder tradierte Wirtschaftsstrukturen (Brand 2016). Diese drei Dimensionen werden von Akteur*innen, die mit unterschiedlichen Machtressourcen ausgestatteten sind, auf verschiedenen Skalenebenen ausgestaltet (Göpel 2016).

Als empirisches Beispiel zur Untersuchung von Transformationshemmnissen dient das Beherbergungswesen in Bayern. Der Tourismus ist global für 8% der Treibhausgasemissionen verantwortlich (Lenzen et al. 2018), wovon etwa ein Fünftel auf das Beherbergungswesen entfällt (Matzarakis, Lohmann 2017). Bereits aus diesem Beitrag des Beherbergungswesens zum Klimawandel lässt sich eine Verantwortung des Sektors für eine klimafreundliche Transformation ableiten (Ma, Kirilenko 2020). Zugleich beeinflusst der Klimawandel den Tourismus und insbesondere das Beherbergungswesen; die betroffenen Betriebe müssen sich an den Klimawandel und seine Folgen anpassen (Aall, Koens 2019). Das politisch vorgegebene, (langfristig) ökonomisch sinnvolle und normativ wünschenswerte Ziel scheint somit klar: Ein klimaneutrales und klimaangepasstes Beherbergungswesen (Gössling, Scott 2018; Witting et al. 2021). Gleichwohl spiegeln sich diese Ziele bislang selten in unternehmerischen Strategien und in der Praxis wider (Scott 2021; Scott, Gössling 2022). Die Frage liegt nahe: Warum? Welche Hemmnisse stehen der Umsetzung wirksamer Dekarbonisierung im Tourismus entgegen? Diese Hemmnisse wurden bislang vorrangig als Beiprodukt anders ausgerichteter Untersuchungen thematisiert (UBA 2023) und werden nun in den Fokus gerückt.

Als mögliche Transformationshemmnisse werden in der Literatur Pfadabhängigkeiten oder kurzfristig orientierte Akteur*innen genannt (Kristof 2020). Auch ungenaue Verantwortlichkeiten und Aufgabendefinitionen der handelnden Akteur*innen sowie fehlende Informationen können Transformationen hemmen (Lalicic, Önder 2018). Weitere Hemmnisse für klimafreundliche Transformationen können konträre politische Interessen, falsche Investitionsanreize und oder Lobbyismus sein (Gössling et al. 2017).