Herausforderung Wohnungsbau: Hindernisse für eine nachhaltige Entwicklung der Region Hannover

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
HZ 10
Autor*innen
Lukas Maria Häfner (Universität Kassel)
Kurz­be­schreib­ung
Die Region Hannover gilt als eine der fortgeschritten institutional¬isierten Stadt¬regionen in Deutschland und verfolgt ein interkommunal abgestimmtes Wohnraum¬versorgungs-konzept. Doch inwiefern steht das lokale Wohnraum¬regime einer sozial und ökologisch gerechten Regional¬entwicklung entgegen?
Schlag­wörter
Wohnfläche, Wohnungsbau, Wohnraumregime, Region Hannover

Abstract

Im Angesicht zunehm¬ender Heraus¬forder¬ungen in der Wohnungs¬neubau¬politik stellt sich die Frage, inwie¬fern diese einer sozial und öko¬logisch gerechten Entwick¬lung von Stadt¬regionen ent¬gegen¬stehen. Um darauf einzugehen, werden zuerst die Grund¬züge eines sowohl sozial als auch öko¬logisch gerechten Wohnungs¬bau skizziert, und anschlie߬end die dem gegen¬über¬stehenden Heraus¬forder¬ungen anhand einer empirischen Fall¬studie zur Region Hannover heraus¬gearbeitet.

Hohen komm¬unalen Folge¬kosten, einer erschreckenden ökologischen Bilanz und dem steigenden Wohnungs¬druck zum Trotz gelten Ein- und Zwei¬familien¬haus¬siedlungen den Verant¬wort¬lichen im Umland der Großstädte nach wie vor als erstrebens¬werte Siedlungs¬typologie. Wohl¬habende Haushalte bevorzugen ressourcen¬intensive Wohn-formen und werden durch das gesellschafts¬politische Fest¬halten an Eigen¬heim und Eigentumswohnung unterstützt. Dadurch schrumpfen die Kapazitäten für den sozialen Wohnungs¬bau und das Potenzial für eine kompakte Siedlungs¬entwicklung.

Auf dieser Sach¬lage aufbauend fasse ich zusammen, dass je mehr Fläche neu in Anspruch genommen wird, desto schlechter die öko¬logische – und je ungleicher Wohn¬fläche dabei verteilt wird, desto schlechter die soziale Bilanz des Wohn¬ungs-baus. In der Um¬kehrung dessen begründe ich, dass sozial und ökologisch gerechter Wohn¬ungs¬bau der Ungleich¬verteilung der Wohn¬fläche mit geringst¬möglicher Flächen-inanspruch¬nahme entgegen¬wirken sollte. Dies bedeutet auch, Geschoss¬wohnungs¬bau abseits der Kern¬städte zu realisieren, anstatt sozial¬räum¬liche Differenzen durch den Erhalt homogener Siedlungs¬strukturen und privileg¬ierender Flächen¬zuteilung zu repro¬duzieren.

Wohnungs¬märkte sind regional vernetzt, wodurch Stadt¬regionen als Handlungs¬ebene an Bedeutung gewinnen. Die Region Hannover gilt als Vor¬reiterin interkommunaler Zusammen¬arbeit, verfügt über eine gewählte Regionsversammlung und eine eigenständige Verwaltung. Das regional abgestimmte wohnungs¬politische Ziel ist, den Bedarf am Wohnungs¬markt durch Neubau zu decken. Im Weg stehen die verschärfte Flächen¬konkurrenz und fragmentierte Interessens¬landschaft innerhalb der Stadtregion sowie die abnehmenden Finanz¬ierungs¬perspektiven für die Wohnungswirtschaft.

Es zeigt sich, dass das besteh¬ende regionale Wohn¬raum¬regime diesen Heraus¬forder-ungen kaum gewachsen ist. Die angestrebten Neubau¬ziele werden aller Voraus¬sicht nach mitsamt der erhofften sozialen Wirkung verfehlt. Die Legitim¬ation des Wohnungs-neubaus als sozial¬politisch wirksame wenngleich ressourcenintensive Maßnahme ist dadurch deutlich gefährdet. Sie wieder¬herzu¬stellen würde erfordern, die in der Region Hannover geltenden Rahmen¬beding¬ungen so zu verändern, dass die wohnungs¬neubau¬politischen Ziele neu auf¬gestellt, gemein¬wohl¬orientierte Akteur¬*innen gestärkt und eine flächen¬sparende Boden¬politik umgesetzt werden können.