Heterogene Risikotypologien: Archetypen zur Unterstützung kommunaler Klimawandelanpassung
Abstract
Insbesondere kleine und mittlere Kommunen stehen bei der Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels oft vor Herausforderungen, wobei Wissenslücken in Bezug auf Klimarisiken ein wesentliches Hindernis für die Entwicklung und Umsetzung von Anpassungsstrategien darstellen. Obwohl die Risiken auf kommunaler Ebene sehr kontextspezifisch sind, lassen sich häufig wiederkehrende Muster von Gefährdung, Exposition und Vulnerabilität erkennen. Zur Quantifizierung des Klimarisikos sind indikatorgestützte Bewertungen weit verbreitet, diese neigen allerdings dazu, ein singuläres Erklärungsmodell anzuwenden, anstatt auf die Heterogenität der Fälle einzugehen, und vernachlässigen somit Ähnlichkeiten und Unterschiede von Risikotypologien. Zu solchen Typologien gehören beispielsweise vom Wintertourismus abhängige Gemeinden in Hochlagen mit abnehmender Schneesicherheit oder landwirtschaftliche Gemeinden, die zunehmend von Hitze und Dürre betroffen sind.
Archetypenanalyse bietet einen theoretisch fundierten Rahmen für den Umgang mit Typologien, der die Muster eines Phänomens auf einer mittleren Abstraktionsebene untersucht und so kontextsensitive Verallgemeinerungen der Ergebnisse ermöglicht. Dieser Beitrag zeigt auf, wie durch Archetypenanalyse die Heterogenität lokaler Klimarisiken auf der kommunalen Ebene in Baden-Württemberg erfasst werden kann. Mithilfe von Clusteranalyse werden neun Risiko-Archetypen abgeleitet, die sich aus jeweils charakteristischen Konfigurationen der Bausteine Hazard sowie Exposition und Vulnerabilität zusammensetzen. Der vorgeschlagene Ansatz zielt darauf ab, grobe sozioökonomische Strukturen zu identifizieren, die, im Zusammenwirken mit klimatischen Änderungen, für das Verständnis lokaler Klimarisiken wesentlich sind. Dabei wird zunächst die Heterogenität an Risikotypologien deutlich, die jeweils spezifische Anpassungen notwendig machen. Es ist jedoch nicht intendiert, spezifische lokale Risiken abschließend zu erklären oder konkrete kommunale Anpassungsmaßnahmen zu empfehlen. Vielmehr soll gezeigt werden, dass sich Strukturen ähnlicher Klimarisiken zwischen verschiedenen Kommunen anhand dieses datengestützten Ansatzes identifizieren lassen können. Archetypenanalyse kann dadurch den Anpassungsprozess in der Breite wirksam unterstützen, indem sie das Verständnis räumlicher Ähnlichkeiten und Unterschiede kommunaler Risiken verbessert, was bei der Identifizierung archetypischer Anpassungsmaßnahmen hilfreich sein kann.