HitzeService statt Hitzestress: Was brauchen Kommunen?
Abstract
Die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Hitze reichen von allgemeinen Beschwerden
bis hin zu Krankenhauseinweisungen und Todesfällen. Insbesondere vulnerable
Personengruppen sind davon betroffen, da sie entweder besonders exponiert sind oder ihre
Anpassungsfähigkeit bzw. ihr Zugang zu Ressourcen eingeschränkt sind. Daher besitzt die Anpassung an Hitzeereignisse zur Vermeidung hitzebedingter Gesundheitsschäden eine hohe und vor dem Hintergrund des Klimawandels drängende gesundheitspolitische Relevanz. Als dezentrale Koordinierungsstellen, u.a. für Hitzeaktionspläne, tragen Kommunen eine besondere Verantwortung für den Gesundheitsschutz aller Bevölkerungsgruppen. Da die Zielgruppen sehr divers und die zu treffenden Maßnahmen ressortübergreifend sind und noch dazu unterschiedliche Zeithorizonte bei der Umsetzung gesundheitlicher Hitzeschutzmaßnahmen zu berücksichtigen sind, muss hier von einer komplexen Querschnittsaufgabe gesprochen werden. Dieser herausfordernden Aufgabe können viele Kommunen und Landkreise in Deutschland derzeit noch nicht gerecht werden.
Mit Förderung des Bundesministeriums für Gesundheit (Förderkennzeichen: 2521FSB31A) möchte das Vorhaben „HitzeService“ Kommunen unterschiedlicher Größe im Bundesgebiet erreichen, um zu Maßnahmen des Gesundheitsschutzes bei Hitze zu informieren sowie zur Entwicklung und Umsetzung eigener Maßnahmen anzuregen und zur Organisation des Prozesses zu befähigen. Hierzu wurden zum Projektbeginn im Herbst 2021 einerseits mittels einer umfassenden Literatur- und Sachstandsanalyse die Handlungsmöglichkeiten der Kommunen sowie Best-Practice-Beispiele zur gesundheitlichen Hitzeanpassung dargestellt. Berücksichtigt wurden hierbei Maßnahmen im Bundesgebiet sowie aus dem europäischen Ausland.
Zum anderen wurden die kommunalen Bedarfe mittels Leitfadeninterviews (N=14), zwei Workshops sowie einer bundesweiten Onlinebefragung (N=149) erhoben, sodass, basierend auf einem Matching der Wünsche und Bedarfe mit erfolgsversprechenden Hitzeanpassungsmaßnahmen, das Informationsportal www.hitze-service.de erstellt und mit qualitätsgesicherten Inhalten zur Umsetzung kommunaler, gesundheitlicher Hitzeschutzmaßnahmen gefüllt wurde (inklusive digitales Analysetool zur kommunalen Bedarfserfassung).
Die Ergebnisse der Bedarfserfassung haben gezeigt, dass bei mehr als der Hälfte der Befragten Hitzeschutz / Hitzeanpassung bisher keinen Anteil im eigenen Aufgabenbereich hat, dass sich jedoch zahlreiche Kommunen durchaus in der Pflicht sehen, hier und heute klimagerechte (Hitze‑) Aktionspläne mit entsprechenden Maßnahmen zu entwickeln. In der Konkurrenz um knappe Ressourcen hat es der gesundheitliche Hitzeschutz aber besonders schwer. Der konkrete Wunsch der Kommunen an die Onlineplattform Hitzeservice ist es, strukturiert und niedrigschwellig Maßnahmenempfehlungen zu erhalten. Auf Basis dieser Ergebnisse und mit Unterstützung des wissenschaftlichen Beirats wird die Onlineplattform im Frühling 2023 fertiggestellt.