Innovative lokale Initiativen zur Innenstadt- und Handelsbelebung: Was man auf lokaler Ebene zur Erhaltung der Anziehungskraft der Innenstädte und ihres Einzelhandels tun kann – und wer es tut
Abstract
Ausgehend von den «Zukunftswerkstatt»-Veranstaltungen des DVAG e.V. (Dt. Verband für Angewandte Geographie) hat eine Arbeitsgruppe ein Papier unter dem Titel «Innenstadtentwicklung im Spannungsfeld von Strukturwandel und Corona» erarbeitet und im März 2022 veröffentlicht, das den Ausgangspunkt für den Beitrag bildet.
Das Papier beleuchtet in Teil 1 die Entwicklungen in den Innenstädten vor allem kleinerer und mittlerer Städte aus der Perspektive einzelner lokaler Akteure (Kunden, Einzelhändler, Immobilieneigentümer, öffentliche Verwaltung), die narrativ in Form eines Storytellings ihre Wahrnehmung der Gegebenheiten und Probleme darstellen. Dabei beruhen die Schilderungen der einzelnen Perspektiven auf den konkreten beruflichen Erfahrungen und Beobachtungen bzw. teilweise auch auf empirischen Erhebungen der Autoren des Papiers.
Aus diesen Darstellungen werden im Teil 2 Herausforderungen und Handlungsbedarfe für einzelnen Akteure abgeleitet, die weitgehend inhaltsgleich auch in vielerlei Positionspapieren von Verbänden, politischen Institutionen etc. zu finden sind, die sich der Innenstadtproblematik widmen und vor allem seit Beginn der Corona-Pandemie häufen.
Abschließend werden im zentralen Teil 3 des Papiers (veröffentlicht im Nov. 2022) für viele dieser Handlungsbedarfe insgesamt über 150 innovative lokale Initiativen aus Deutschland und dem Ausland identifiziert und diese best practice-Beispiele in Steckbriefform dargestellt. Die Darstellung ist gegliedert nach den Anstoßgebern und Umsetzern der Aktionen und nach den mit den einzelnen Initiativen verfolgten Zielen. Sie zeigen beispielhaft, welche vielfältigen Handlungsmöglichkeiten und Strategien zur Anpassung an den Strukturwandel vor Ort möglich sind und bereits umgesetzt wurden. Einige dieser Initiativen werden deshalb etwas ausführlicher dargestellt.
Aus der kritischen Würdigung der Initiativen wird unter anderem deutlich, dass die Menge an Aktivitäten in nahezu umgekehrtem Verhältnis zur Wirkmächtigkeit der sie organisierenden Akteure steht: Von Verwaltung und Politik, die den geringsten direkten Einfluss auf die Geschehnisse haben, gehen besonders viele Aktivitäten aus, während die Kunden und Innenstadtbesucher, die am unmittelbarsten die Geschehnisse beeinflussen könn(t)en, sich am wenigsten engagieren. Dazwischen stehen die Einzelhändler und die Immobilieneigentümer, die jeweils ihre bisherigen Geschäftsmodelle überdenken müssen.
Um pragmatische Lösungen zu finden und nicht im Konzeptiell-Planerischen zu verharren, erweisen sich als zentrale Hebel für das Gelingen der Initiativen 1. die Notwendigkeit einer personellen Hauptstütze (Kümmerer/Vorantreiber), 2. der positive Effekt, wenn alle “stakeholder” an einem Tisch konstruktiv zusammenwirken, und 3. die Möglichkeit, eine gewisse Menge an Geldmitteln zur Finanzierung der Initiativen einsetzen zu können.