Interdisziplinarität in transdisziplinären Transformationsprozessen: Ein Erfahrungsbericht
Abstract
Mithilfe von inter- und transdisziplinären Forschungsansätzen sollen integrative Problemlösungen für lebensweltliche Probleme entwickelt werden. Im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Erarbeitung eines nachhaltigen Wassermanagements im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön konnten wir in einem Team, welches aus zwei Soziolog*innen sowie zwei Hydrologinnen bestand, Erfahrungen sammeln, wie sich interdisziplinäre Zusammenarbeit auf ein transdisziplinäres Transformationsprojekt auswirken kann. So haben wir als Nachwuchswissenschaftler*innen festgestellt, dass zwei Arten der Beeinflussung stattgefunden haben. Zum einen haben sich unsere Perspektiven verändert und wir haben uns durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit neue Fähigkeiten angeeignet. Zum anderen verändert sich auch der transdisziplinäre Prozess durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Infolge der interdisziplinären Zusammenarbeit erweiterten sich die eigenen (disziplinären) Blickwinkel. Dies hat sich aus dem Aufeinandertreffen des Offenheitsanspruches der Soziologie und des Verifikations- und Falsifikations-Ansatzes der Naturwissenschaften ergeben.
Die interdisziplinäre Ausgestaltung prägte zudem den transdisziplinären Prozess und erforderte eine Wissensintegration. Üblicherweise erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit eine Übersetzungsleistung der Begriffsdefinitionen zwischen den Disziplinen. Aufgrund des großen Abstands zwischen den beiden involvierten Disziplinen war dies in unserem Fall nicht erforderlich. Die gemeinsame Arbeit im transdisziplinären Prozess wurde dadurch erleichtert, dass keine strittigen Konzepte zwischen den Disziplinen bestanden und die Transformationsforschung für die Beteiligten nicht die „Heimdisziplin“ darstellte, sodass sich gemeinsam – interdisziplinär – in einem Feld bewegt wurde, welches nicht die eigene Disziplin darstellte. Zudem war es durch den großen Abstand der beiden involvierten Disziplinen möglich, dass die in die Workshops eingebrachten fachlichen Inhalte im Vorfeld von den fachfremden Wissenschaftler*innen der jeweils anderen Disziplin auf ihre Verständlichkeit geprüft werden konnten. Dies half dabei, dass sich die Wissenschaftler*innen und Praxispartner*innen auf Augenhöhe begegnen konnten.
Partizipative Prozesse sind meist offen in ihrer Durchführung und dem Ausgang und erfordern daher Flexibilität. Der Umgang damit hat bei der Durchführung des partizipativen Prozesses die unterschiedlichen Herangehensweisen der Disziplinen zutage treten lassen. Während die Soziolog*innen besonders an dem bereits vorhandenen Wissen und den Problemwahrnehmungen der Beteiligten interessiert waren, um Wissensbedarfe zu identifizieren, bereiteten die Hydrologinnen vorhandenes Wissen für die Beteiligten auf, um diesen eine informierte Entscheidung zu ermöglichen. Über diese und andere Erfahrungen möchten wir im Rahmen unseres Vortrages berichten und anschließend diskutieren.