Interkommunale Dichtekonzepte als Lösungsansatz im Spannungsfeld von Flächensparen und Wohnungsnot

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
HZ 10
Autor*innen
Kurz­be­schreib­ung
Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in Großstadtregionen wird auch zukünftig anhalten. Im Hinblick auf eine flächensparende Siedlungsentwicklung wird die Frage, wo und wie gebaut wird, immer wichtiger. Einen Lösungsansatz bieten interkommunale Dichtekonzepte in funktional verflochtenen Regionen.

Abstract

Mit Blick auf den momentanen durchschnittlichen Flächenverbrauch in Deutschland zeigt sich, dass zur Erreichung des Netto-Null-Ziels bis 2050 erhebliche Anstrengungen nötig sein werden, welche auch neue Instrumente und Ansätze erfordern. In Stadtregionen trifft die Nachfrage vor allem auf die Kernstädte und das direkte Umland, wo nur geringe Flächenpotenziale vorhanden sind, während das weitere, peripherere Umland noch zahlreiche Entwicklungspotenziale aufweist. Dies hat direkte Implikationen auf den urbanen Wohnungsmarkt wie auch nicht unerhebliche Suburbanisierungsbewegungen zur Folge. Die Herstellung neuer Wohneinheiten, vor allem in den bereits verdichteten Gebieten, ist ein zentrales wohnungsmarktpolitisches Anliegen, welches jedoch einen Zielkonflikt zur notwendigen Verringerung der Flächeninanspruchnahme darstellt.

Diese Herausforderungen stellen sich auch in der Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler. Die Region wird laut Bevölkerungsprognosen in den nächsten 20 Jahren weiter wachsen, was zu einem steigenden Nachfragedruck bei zunehmender Flächenknappheit führt und sich über Suburbanisierungsprozesse auf die gesamte Region auswirkt. Es gilt daher innovative und proaktive Lösungen zu finden, an denen alle regionalen Strukturräume partizipieren. Im Projekt NEILA wurden für die Region die Flächenpotenziale ermittelt und detailliert bewertet. So können Flächen nach Nutzungsperspektiven, Konfliktpotenzialen sowie der Bedeutung für die Grüne Infrastruktur ausgewertet und priorisiert werden. In Kombination mit den prognostizierten Wohnraumbedarfen bis 2040 können Szenarien für die Region erstellt werden, mit denen die Bedarfsdeckung unter verschiedenen Annahmen simuliert werden kann.

Es zeigt sich, dass die Wohnraumbedarfe in der Region bei einem ‚Weiter-so‘, also einer Bebauung der Potenzialflächen mit den durchschnittlichen Umgebungsdichten, kaum gedeckt werden können. In einem iterativen Prozess wurde daher mit kommunalen Vertreter*innen ein Dichtekonzept erarbeitet, welches unabhängig von kommunalen Grenzen sowohl den Bedarfen nach Wohnraum, aber auch der Anforderung einer flächensparenden Siedlungsentwicklung Rechnung trägt. Mit Hilfe von Mindestdichten, die an die strukturräumlichen und versorgungsbezogenen Eigenschaften der Räume angelehnt sind, soll eine nachhaltige Wohnsiedlungsentwicklung sichergestellt werden, die lagespezifisch adäquate Dichten vorsieht.

Ziel des Vortrags ist, das Potenzial von interkommunalen Dichtekonzepten darzustellen. Am Beispiel der Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler sollen ein Dichtekonzept und daraus abgeleitete Szenarien vorgestellt sowie der Entstehungsprozess des Dichtekonzepts beleuchtet werden. Dabei sollen Wege diskutiert werden, wie und ob eine konsequente Umsetzung höherer Dichten vor dem Hintergrund heterogener räumlicher Voraussetzungen und Interessen möglich ist.