Klein- und Mittelstädte im Umland und auf dem Land: Arbeitsorte für Hochqualifizierte?

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
HZ 15
Autor*innen
Madeleine Wagner (Karlsruher Institut für Technologie)
Anna Growe (Universität Kassel)
Kurz­be­schreib­ung
Ziel des Beitrags ist es, die Entwicklung von Klein- und Mittelstädten im Umland von Großstädten sowie auch im peripheren Raum vor dem Hintergrund wissensintensiver Dienstleistungsbeschäftigung in den Blick zu nehmen. Hierbei steht die Frage im Mittelpunkt, inwieweit Ausstrahlungseffekte der Kernstädte in das Umland reichen und ob sich neue Arbeitsmarktzentren auch fernab der Metropolen identifizieren lassen.

Abstract

Die Herausforderungen multipler Krisen, insbesondere der Corona-Pandemie in den Jahren 2020 bis 2022, haben auch im raumplanerischen Sinne Entwicklungen beschleunigt, die bereits zuvor ihren Anfang genommen hatten: Stadt-Umland-Land-Diskursen und damit auch dem Wiederaufleben kleinerer und mittlerer Städte kommt insbesondere durch steigende Mieten in den Kernstädten als auch durch sich wandelnde Arbeitsbedingungen wie einer erhöhten Flexibilisierung der Arbeitszeit- und -ortmodelle neue Bedeutung zu (Adli et al. 2020; Höhne/Michel 2021). Damit einher geht eine Neubewertung der Affinität zu urbanen Räumen (Reuschke/Ekinsmyth 2021; Volgmann et al. 2022), auch im Zuge ehemals als sehr kernstadtaffin angesehener wissensintensiver Dienstleistungen (Wagner/Growe 2022).

Ziel dieses Beitrags ist es, zum einen die Veränderungen von Arbeitsorten wissensintensiver Unternehmensdienstleistungen innerhalb der Großstadtregionen Deutschlands und somit im direkten Umland der Kernstädte für den Zeitraum 2012 bis 2021 zu untersuchen. Hierbei steht die Frage im Mittelpunkt, inwieweit die Ausstrahlungseffekte der Kernstädte in das Umland reichen und ob hier nochmals ein Unterschied zwischen Klein- und Mittelstädten festzustellen ist. Des Weiteren wird auch die Entwicklung der Beschäftigten in kleinen und mittleren Städten im peripheren Raum analysiert, um dort neue Arbeitsmarktzentren fernab der Metropolen identifizieren zu können. Für die Analysen werden funktionale Beschäftigtendaten der Agentur für Arbeit am Arbeitsort herangezogen. Erste Analysen zeigen, dass sich innerhalb der Pendlerverflechtungsregionen auf unterschiedlichen Maßstabsebenen dezentrale Konzentrationsprozesse feststellen lassen. Gründe hierfür werden am Beispiel städtischer Funktionsvielfalt dargestellt und zeigen die Bedeutung von Klein- und Mittelstädten als vielfältige Arbeitsorte. Abschließend werden mögliche theoretische Weiterentwicklungen hinsichtlich der Bedeutung von Klein- und Mittelstädten in stadtregionalen Kontexten im Bereich wissensintensiver Unternehmensdienstleistungen diskutiert.