Klimaresiliente und gesundheitsfördernde Stadtentwicklung: Herausforderungen, Maßnahmen und Perspektiven: Eine Untersuchung am Beispiel der Stadt Wien

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
SH 3.101
Autor*innen
Nicholas Wilhelm (Duisburg)
Kurz­be­schreib­ung
Der Klimawandel eröffnet für Klimaresilienz und Gesundheitsförderung ein gemeinsames städtisches Handlungsfeld, dass für beide Bereiche von hoher Relevanz ist. Klimaresilienz und Gesundheitsförderung haben einen unweigerlichen gegenseitigen Einfluss innerhalb der städtischen Strukturen, welchen es zu analysieren und zu bewerten gilt.
Schlag­wörter
Hitzestress, Vulnerabilität, Klimaresilienz, Gesundheitsförderung, Klimawandelanpassung

Abstract

Der sich bereits vollziehende Klimawandel stellt insbesondere Großstädte und Metropolregionen vor große Herausforderungen, da sowohl die Zahl der betroffenen Menschen, welche durch die Reurbanisierung verstärkt wird sowie die Zahl der pathogenen Umweltbelastungen, welche die Gesundheit der Stadtbewohner*innen negativ beeinflussen deutlich höher sind als im Umland. Die Folgen des Klimawandels können direkte und indirekte Auswirkungen auf die Gesundheit der Gesamtbevölkerung haben. Das Schadensausmaß, welches durch die Art der Klimawandelfolge bestimmt wird, hängt in der Regel von der spezifischen Vulnerabilität einer Stadt oder einer bestimmten Bevölkerungsgruppe ab. Mit Hilfe des qualitativen Forschungsansatzes wurden empirische Daten in Form von sieben problemzentrierten Expert*innen Interviews erhoben. Die Stadt Wien hat sich als eine der ersten Städte Europas der Aufgabe gestellt, problem- und zielorientierte Maßnahmen gegen mögliche Folgen des Klimawandels zu erfassen sowie diese zu entwickeln und darüber hinaus das Mikroklima in der Stadt zu verbessern. Mit Blick auf die Temperaturentwicklung sowie die Entwicklung der Anzahl der Hitzetage von Wien wird deutlich, dass Hitzestress als die größte klimabedingte Herausforderung identifiziert werden kann. Insbesondere gürtelnahe Bezirke, die eine hohe Flächenversiegelung, gründerzeitliche Bebauung sowie einen geringen Anteil an Grün‑, Blau- und Freiflächen aufweisen, sind stark betroffen. Die Expert*innen identifizieren eine Vielzahl an Maßnahmen, um dem Hitzestress in der Stadt entgegenwirken zu können: „natürliche“ (Baumpflanzungen, die Betreuung von Gartenprojekten und Gemeinschaftsgärten, Fassaden- und Hofbegrünungen sowie die Verbesserung der Biodiversität), „bewusstseins- und verhaltensorientierte“ (die Bewusstseinsschaffung bzgl. des Hitzethemas sowie die Weiterentwicklung der Gesundheitskompetenz der Bürger, Wiener Klimateam), „technische“ (Schwammstadt-Prinzip, Hitzetelefon, Einbautenkataster, flächendeckende Klimatisierung des ÖPNV und öffentlicher Räume) und „darstellende“ (die Verschneidung von Karten und Informationen bspw. Hitzebelastung und sozialer Status) Maßnahmen. Darüber hinaus konnten Transfermöglichkeiten zwischen ver-schiedenen städtischen Ressorts in Bezug auf die klimaresiliente und gesundheitsfördernde Stadtentwicklung hervorgehoben werden. Es wird deutlich, dass der Klimawandel und seine Folgen Städten die Aufgabe auferlegt, klimaresiliente und gesundheitsfördernde Handlungsansätze sowie Strategien, wie beispielsweise die Wiener Smart City Rahmenstrategie zu entwickeln, um insbesondere vulnerable Gruppen mit Hilfe von akuten, kurz‑, mittel- und langfristigen Maßnahmen vor pathogenen Umweltbelastungen schützen zu können. Solche Strategiedokumente sollten sich durch ein hohes Maß an Innovations‑, Umsetzungs- und Reaktionsfähigkeiten auszeichnen und in Bezug auf den Klimawandel Klimaschutzmaßnahmen tief in ihren städtischen Strukturen verankern.