Kommunale Lernwerkstätten als reflexives Tool für die Gestaltung partizipativer Transformationsprozesse in der Energiewende

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
HZ 13
Autor*innen
Emilia Nagy (TU Berlin)
Anna Theresa Hülle (Energieavantgarde Anhalt e.V.)
Catharina Lüder (TU Berlin)
Friederike Rohde (Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH (IÖW))
Thies Schröder (Energieavantgarde Anhalt e.V.)
Kurz­be­schreib­ung
Das transdisziplinäre Partizipationsformat der kommunalen Lernwerkstätten eignet sich als Vorstufe für Bürgerbeteiligungsprozesse bei der Gestaltung Energiewende. Die im Format gegründete Community of Practice ermöglicht langfristig den kommunenübergreifenden Austausch.

Abstract

In den kommunalen Lernwerkstätten, die im Projekt PaDiSo durchgeführt werden, findet Partizipation im Sinne transdisziplinärer Forschung durch Beteiligung an der Formulierung dringender Frage- und Problemstellungen sowie der gemeinsamen Entwicklung von Lösungen statt (Stauffacher et al., 2012; Pohl, Krütli, Stauffacher, 2017). Drei Lernwerkstätten bringen kommunale Akteure (Bürgermeister*innen, Energie- & Klimaschutzmanager*innen, Stadtwerke etc.) aus 8–15 Gemeinden zusammen. PaDiSo erforscht dabei, welche Rolle soziale Innovationen in der Transformation im Energiesystem spielen. Die Lernwerkstätten stoßen Lernprozesse durch prägnante Inputs und integrative Methoden an. Die Teilnehmenden tragen durch Mitarbeit und eigene Vernetzung auch zwischen den Lernwerkstätten zum langfristigen Ziel der Gründung einer Community of Practice (Wegener und Snyder, 2000) bei. Hier sollen auch nach Laufzeitende Wissen und Know-How zu Energietransformationen unter Berücksichtigung von Bürger*innenbeteiligung ausgetauscht werden. Die Energieavantgarde Anhalt e.V. (EAA) bringt als Projektpartner die Perspektive einer Energiewende-Initiative in das Projekt ein und hat bereits unter anderem durch Partizipations- und Mediationsprozesse eine „Kultur der Partizipation in der Energiewende“ in Sachsen-Anhalt geprägt. Die EAA kennt die systemischen Bedingungen der Projektregion sowie die Bedürfnisse der Akteure und bietet einen Zugang zu diesen.

Im Vortrag berichten wir über die laufende Evaluation der Lernwerkstätten und reflektieren den bisherigen Prozess. Es zeigt sich, dass das Format in der aktuellen Krise zur richtigen Zeit eingesetzt wird. Die Methodik der Lernwerkstätten basiert unter anderem auf dem Theory of Change-Ansatz (Belcher et al., 2020), der für diesen Kontext angepasst wurde. Sie eröffnen durch die Formulierung einer gemeinsamen Vision neue Perspektive auf die individuellen kommunalen Problemsituationen und Handlungsoptionen und regen durch das Entwickeln von Transformationspfaden zu realistischen Zielen ein Bewusstsein für notwendige Maßnahmen an. Die Ergebnisse der Lernwerkstätten zeigen interessanterweise das ausgeprägte Bewusstsein der Kommunen für die zentrale Rolle von Bürger*innenbeteiligung.

Die aufeinander aufbauenden Lernwerkstätten können somit als Vorstufe der notwendigen Bürger*innenbeteiligung im Rahmen der Energiewende betrachtet werden, in der die Schritte der Planungsphase individueller Beteiligungsprozesse (Baasch und Blöbaum, 2017) kommunenübergreifend erarbeitet werden. So entstehen Ansätze zur Motivation potenziell Betroffener (z. B. finanzielle Teilhabe an der regionalen Wertschöpfung), zum Schaffen von Anreizen zum eigenen Handeln (z. B. Etablierung von Nahwärmenetzen) oder es werden Elemente kollektiver Selbstwirksamkeit (z. B. gemeinsame Einflussnahme auf höhere Governance-Ebenen) identifiziert. Die Lernwerkstätten dienen somit als reflexives Tool einer durchdachten Energietransformation durch Partizipation vor Ort.