Kritische geographische Perspektiven zu mehr-als-repräsentationalen Methodologien: Erkenntnisse aus einer interdisziplinären Mixed-Method-Feldstudie mit mobilen Eye-tracking.

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
HZ 3
Autor*innen
Johannes Melchert (Universität Innsbruck)
Tabea Bork-Hüffer (Universität Innsbruck)
Jan Misera (Universität Innsbruck)
Kurz­be­schreib­ung
Ausgehend von einer kritischen methodologischen Perspektive, befasst sich dieser Beitrag mit der Anwendung von neuen mobilen Biosensing-Technologien (Eye-Tracking) unter Berücksichtigung ethischer Herausforderungen und in Anbetracht aktueller und zukünftiger sozio-materiell-technologischer Entwicklungen.

Abstract

Ausgehend von einer kritischen methodologischen Perspektive, setzt sich dieser Beitrag mit den Herausforderungen und Potentialen eines Einsatzes von (mobilen) Biosensing-Technologien im geographischen Forschungskontext auseinander. Er folgt dem zunehmenden Interesse in der Geographie und verwandten Raumwissenschaften, affektive-emotionale Erfahrungen und Wahrnehmungen auf präkognitiver Ebene innerhalb verschiedener räumlicher Kontexte zu untersuchen (Spinney 2015). Basierend auf den Erfahrungen einer interdisziplinären Mixed-Methods-Feldstudie postuliert dieser Beitrag, dass die Kontextualisierung von Biosensing-Daten (Eye-tracking) erst durch Berücksichtigung zusätzlicher repräsentativer methodologischer Zugänge aus insbesondere der qualitativen aber auch quantitativen Sozialforschung gelingen kann. Denn nur, so wird argumentiert, durch ein Verständnis von Kontextualitäten, unterschiedlichen Sozialitäten, Materialitäten und (Im)Mobilitäten, können Biosensing-Daten analysiert und interpretiert werden, ohne vereinfachende Körper-Geist-Dichotomien und behavioristische Tendenzen zu reproduzieren.

Unter Berücksichtigung ethischer Herausforderungen und in Anbetracht aktueller und zukünftiger sozio-materiell-technologischer Entwicklungen und technischer Beschränkungen werden Einblicke in die Erkenntnisse aus der Entwicklung eines studienspezifischen mobilen Eye-Tracking-Analyseverfahrens gewährt, dass durch narrativ-biografische Interviews und retrospektive Think-Alouds kontextualisiert wurde. Der Beitrag diskutiert Herausforderungen der Untersuchung des präkognitiven Blickverhaltens innerhalb dynamischer (digitaler) Alltagsräume und deren Einfluss auf die räumliche Wahrnehmung. Abschließend zielt der Beitrag darauf ab, einen Einblick in den Prozess der Verschneidung und Verschränkung von qualitativen und quantitativen Daten innerhalb eines mobilen und mehr-als-repräsentationalen Mixed-Methods-Forschungsdesigns zu vermitteln.

Literaturverzeichnis:

Spinney, Justin. 2015. ‘Close Encounters? Mobile Methods, (Post)Phenomenology and Affect’. Cultural Geographies 22 (2): 231–46. https://doi.org/10.1177/1474474014558988.