Kultureinrichtungen als vernachlässigte Räume?! Ursachen des Bedeutungsverlustes und Ansätze zur Steigerung der Resilienz gegenüber multiplen Krisen

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
SH 1.108
Autor*innen
Jonas Birke (Universität Koblenz)
Kurz­be­schreib­ung
Kultureinrichtungen erleben ausgehend von multiplen Krisen (Umweltwandel, Energiekrise, Digitalisierung, Covid-19), einen steigenden Bedeutungsverlust im urbanen Raum und lassen sich als „vernachlässigte Räume“ charakterisieren. Der Beitrag diskutiert Ursachen und potenzielle Lösungsansätze.

Abstract

Die multiplen Krisen der Gegenwart akzentuieren sich gegenwärtig in der räumlichen Entwicklung vermehrt auf regionaler und lokaler Ebene. Städten kommt im Hinblick auf diese Entwicklungsprozesse eine zentrale Rolle zu. In den vergangenen Jahren lässt sich hier insbesondere für den Bereich der Kultureinrichtungen ein steigender Bedeutungsverlust konstatieren (z.B. nennenswerter Rückgang der Besucher*innenzahlen), der in politischer und administrativer Planung jedoch wenig Berücksichtigung findet, sodass hier von „vernachlässigten Räumen“ gesprochen werden kann. Die Ursachen sind vielfältiger Natur und bislang wenig erforscht.

Zunächst sind Kultureinrichtungen von einer hohen Vielfalt geprägt, die sich von Einrichtungen der Unterhaltungskultur (z.B. Kinos) bis hin zu staatlichen Kultureinrichtungen (beispielsweise Theater, Opernhäuser, Museen) erstreckt. Diese Einrichtungen und ihre Akteure sind gleichermaßen mit einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert, von globalem Umweltwandel, digitaler Transformation bis zu den Nachwirkungen der Covid-19-Pandemie oder der aktuellen Energiekrise. Jede dieser Herausforderungen birgt weitere potenzielle Probleme, welche Handlungsdruck erzeugen. Die Bandbreite erstreckt sich dabei von Fragen der Nachhaltigkeit über energiekrise- und inflationsbedingte Preiserhöhungen bis hin zu von Digitalisierungsprozessen ausgelösten Rückgängen der Nutzungszahlen (z.B. Streaming-Dienste versus Kinobesuch).

Andererseits dienen ebendiese Kultureinrichtungen beispielsweise im Kontext von Kulturtourismus und Marketingstrategien oftmals als Werbeträger und touristische Aushängeschilder, während der feststellbare Bedeutungsverlust kaum thematisiert wird und demnach mögliche Lösungsstrategien fehlen. Hier liegt somit eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit vor.

Hinzu kommt, dass Kultureinrichtungen dieser Art eine äußerst facettenreiche Wertschöpfungskette aufweisen, welche Aspekte von Mobilität, Energie, Ernährung, und Abfallentsorgung bis hin zu Sponsoring und sozialen Aspekten wie Arbeitsbedingungen beinhaltet. Diese gilt es bei der Entwicklung von potenziellen Lösungsstrategien gleichermaßen zu berücksichtigen.

Der Beitrag geht anhand ausgewählter Raumbeispiele den konzeptionellen Überlegungen nach, worin die Ursachen für den Bedeutungsverlust von Kultureinrichtungen im urbanen Raum und deren Entwicklung zu „vernachlässigten Räumen“ liegen. Zudem soll aufgezeigt werden, inwiefern diesbezüglich regionalspezifische Unterschiede existieren. Im Zentrum stehen hierbei zunächst die Beschreibung des Status Quo sowie die Herausarbeitung von möglichen Spezifika und Klassifikationen von Kultureinrichtungen als vernachlässigte Räume. Darüber hinaus wird diskutiert, welche potenziellen Ansätze es geben könnte, um der Vernachlässigung und dem Bedeutungsverlust entgegenzuwirken und gleichzeitig eine Steigerung der Resilienz im Hinblick auf zukünftige Krisen und Herausforderungen herbeizuführen.