Lebensmittel und was noch: Die Rolle von alltäglichen Wegekopplungen beim Lebensmitteleinkauf
Abstract
Die Ausdünnung des stationären Handelsnetzes hat vor allem in ländlichen, dünn besiedelten Räumen aber auch in städtischen Teilräumen zu beträchtlichen Lücken in der Nahversorgung geführt. Dies führt zu Veränderungen im räumlichen Einkaufsverhalten und in der Mobilität von Konsument*innen. Während die allgemeinen Kriterien der Einkaufsstättenwahl durchaus gut belegt sind, ist die Rolle von alltäglichen Wegekopplungen wenig untersucht. Die Berücksichtigung dieser Wegekopplungen stellt neue Herausforderungen an die Analyse von Erreichbarkeiten in der Lebensmittelversorgung, aber auch in anderen Bereichen der individuellen Mobilität. Die Betrachtung des nächsten Anbieters spiegelt die Mobilitätsentscheidungen im Versorgungsverhalten nicht vollends wider. Alltägliche Praktiken wie Arbeit oder Freizeitaktivitäten beeinflussen die Wahl des Einkaufsstandortes maßgeblich mit. Im Rahmen des Forschungsprojektes wird analysiert, welche Rolle alltägliche Wegekopplungen beim Lebensmitteleinkauf spielen. Mithilfe einer Haushaltsbefragung (n=2299) im Raum Mainfranken wurde festgestellt, dass 42,5 % der letzten Einkaufwege in Verbindung mit anderen Aktivitäten standen. Insgesamt gaben 56,1 % der Befragten an, Lebensmitteleinkäufe grundsätzlich mit anderen Aktivitäten zu koppeln. Welche Aktivitäten hier im Vordergrund stehen, hängt von verschiedenen Variablen, wie dem Alter oder dem Erwerbsstatus ab. Mithilfe statistischer Tests konnten signifikante Unterschiede im Kopplungsverhalten herausgearbeitet werden. So suchen Jüngere, Erwerbstätige eher gezielt nur ein Lebensmittelgeschäft auf ihrem Arbeitsweg auf, während Ältere häufiger mehrere Einkäufe und weitere Dienstleistungen mit dem Lebensmitteleinkauf verbinden. Des Weiteren zeigt sich, dass eine höhere potenzielle Reichweite ein höhere Kopplungswahrscheinlichkeit mit sich bringt, welches sich auch in den Aktivitätsprofilen im Lebensmitteleinkauf zeigt: Wege mit dem Pkw zeigen die höchste Kopplungsrate, gefolgt von Wegen mit dem Fahrrad und schlussendlich ein Einkauf zu Fuß. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass verkehrsgünstige gelegene Einkaufsstätten weiter an Bedeutung gewinnen. Zudem liefert die Studie neue Erkenntnisse für eine tiefergehende Analyse alltäglicher Aktionsräume und eine Grundlage für weitere Modellierungen im Bereich der geographischen Handelsforschung, die über eine rein wohnstandortbasierte Analyse hinausgehen.