Left-Behind Places: Mehrwert oder unscharfes Konzept? Einblicke aus einer systematischen Literaturanalyse

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
SH 1.108
Autor*innen
Annika Heßmer (Universität Jena)
Sebastian Henn (Universität Jena)
Kurz­be­schreib­ung
Der vorliegende Beitrag untersucht und reflektiert den Mehrwert des Konzepts der "left-behind places" für die wirtschaftsgeographische Forschung auf Basis einer systematischen Literaturanalyse kritisch. Es wird gezeigt, dass das Konzept der „left-behind places“ Überschneidungen mit bestehenden Ansätzen der Wirtschaftsgeographie aufweist und plädiert dafür, es in zukünftigen Studien differenzierter anzuwenden.

Abstract

Während sich die Wirtschaftsgeographie lange Zeit vor allem auf die Entwicklung sogenannter Erfolgsregionen konzentrierte, haben verschiedene Ereignisse in jüngerer Vergangenheit zu einer verstärkten Beschäftigung mit “left-behind places” geführt, infolgedessen die einschlägige Literatur zu diesem Konzept erheblich gewachsen ist. Dabei werden „left-behind places“ häufig nicht explizit definiert, sondern durch implizite Attribute wie Abgelegenheit, politische Radikalisierung, wirtschaftliche Instabilität und eine alternde Bevölkerung mit geringer beruflicher Qualifikation beschrieben. Ein weiteres Hauptmerkmal solcher Regionen ist, dass sie im Vergleich zu anderen Regionen an Bedeutung verloren haben und/oder die Bewohnerinnen und Bewohner solcher Regionen ein Gefühl der Perspektivlosigkeit verspüren. Der vorliegende Beitrag reflektiert den Mehrwert des Konzepts der “left-behind places” für die wirtschaftsgeographische Forschung kritisch. Hierfür werden (1) die Entstehungsbedingungen und Etablierung des Konzepts in der Literatur im Laufe der Zeit, (2) die vorherrschenden Inhalte und relevanten Anwendungskontexte sowie (3) zentrale Erkenntnisse aus bestehenden Studien systematisch herausgearbeitet. Auf der Grundlage dieser systematischen Literaturanalyse von mehr als 100 in Fachzeitschriften veröffentlichten Artikeln zeigen wir, dass das Konzept der „left-behind places“ Überschneidungen mit bestehenden Ansätzen aufweist und plädieren dafür, es in zukünftigen Studien differenzierter anzuwenden.