Mehr Natur in der integrierten Stadtplanung: Biologische Vielfalt als Thema der Städtebauförderung
Abstract
Die Klimakrise und der weltweite Verlust der biologischen Vielfalt erfordern neue integrierte Konzepte für die Stadtplanung sowie neue Ansätze zur Gestaltung und Unterhaltung von urbanen Grün- und Freiflächen. Durch die administrative Aufsplittung in Zuständigkeiten und Fachgebiete mit jeweils eigenen Planungsinstrumenten, Zielen und Terminologien ist die Bewältigung komplexer ökologischer Probleme in Städten anspruchsvoll und geprägt von Raum- und Interessenkonflikten, z.B. bei der Frage welche Baumarten zukünftig mit welchem Flächen- und Ressourceneinsatz gepflanzt werden sollen. Durch die globalen Herausforderungen müssen Grün- und Freiflächen mehr Anforderungen gerecht werden und sind zugleich beispielsweise durch Hitze und Trockenheit stärkeren Belastungen ausgesetzt. In wachsenden Regionen steigen Flächenkonkurrenzen. Somit müssen Investitionen in das Stadtgrün multifunktional gedacht und so geplant werden, dass Synergien zwischen sozialen, ökologischen und gestalterischen Aspekten entstehen.
Im Rahmen des Forschungsprojektes „Biologische Vielfalt berücksichtigen in der Städtebauförderung“ (BioVibeS) geht es um die Frage, wie Schutz und Entwicklung der biologischen Vielfalt in Vorhaben der Städtebauförderung integriert werden können. Dabei geht es zum einen um den Austausch zwischen den betroffenen Akteuren aus Stadtentwicklung, Freiraumplanung und Naturschutz bzw. um Synergien zwischen den jeweiligen Zielen, so dass zukunftstaugliche Stadtgebiete mit einer resilienten, vielfältigen und attraktiven Stadtnatur entstehen.
Ausgehend von Expert:innen-Interviews mit Akteur:innen aus den Bereichen Stadtentwicklung, Freiraumplanung und Naturschutz auf Bundesebene wie Fachverbänden, Verantwortlichen auf Landesebene und Vertreter:innen der kommunalen Praxis stellen wir Herausforderungen und Chancen für die Integration von Maßnahmen für biologische Vielfalt im Kontext der Städtebauförderung dar. Durch den integrierten Planungsansatz sind die Instrumente der Städtebauförderung grundsätzlich geeignet Aspekte von biologischer Vielfalt zu integrieren, auch wenn biologische Vielfalt in der Regel kein prioritäres Ziel ist. Die aktive Förderung von biologischer Vielfalt wird in Teilen durch die Annahme, dass mehr Grün in der Stadt automatisch positive Effekte auf die biologische Vielfalt haben wird, geschwächt – während in vielen Städten durch intensive Pflege, Verlust von Kleinhabitaten und Strukturvielfalt oder Gebäudesanierung sogar die Bestände von einst häufigen und optimal an Siedlungen angepassten Arten zurückgehen. Die Ergebnisse zeigen daher, dass Möglichkeiten zur Förderung der biologischen Vielfalt Akteuren der Stadtentwicklung und in Teilen auch aus der Freiraumplanung besser vermittelt werden müssten – unter Bezugnahme auf deren fachliche Interessen und im Zusammenspiel mit Maßnahmen zur Klimaanpassung. Ein Ansatz ist das Aufzeigen von konkreten Handlungsansätzen, die sich in Gebieten der Städtebauförderung anwenden lassen.