Mentale Gesundheit im Quartier: Multiple Kontexteffekte auf Depressivität

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 18:15–19:45
Sitzungsraum
HZ 9
Autor*innen
Tom Meyer (Ruhr-Universität Bochum)
Andreas Farwick (Ruhr-Universität Bochum)
Kurz­be­schreib­ung
Der Beitrag adressiert den Einfluss von Kontextfaktoren des Quartiers auf die mentale Gesundheit der Bewohnerschaft am Beispiel einer interkommunalen Analyse zu Depressivität im Ruhrgebiet. Die empirischen Befunde legen den Bedarf integrativ ausgerichteter Untersuchungen zur urbanen Gesundheit nahe.
Schlag­wörter
Mentale Gesundheit, Kontexteffekte, Geographische Gesundheitsforschung, Quartiersforschung

Abstract

Zentrale Kenngrößen im Diskurs um mentale Gesundheit im Quartier wurden bisher nur selten integrativ behandelt. In Abhängigkeit von einzelnen Subdisziplinen sind überwiegend nur gewisse Faktorenbündel als relevant erachtet worden. Zu nennen sind hier vor allem ausschließlich ökologisch oder sozio-ökonomisch fokussierende Studien. Außerdem wird der Einfluss individueller Merkmale auf Gesundheit oft nicht ausreichend berücksichtigt. Diese Aspekte haben wir im Rahmen einer Untersuchung zum Einfluss vom Quartierskontext auf die mentale Gesundheit seiner Bewohnerschaft in drei Städten des Ruhrgebiets adressiert. Die hierbei betrachteten Kontextfaktoren umfassen somit bewusst solche, die sich innerhalb der Fachdiziplinen der Sozialepidemiologie, der Gesundheitsökologie sowie der Neurourbanistik als relevant erwiesen haben und auf konzeptioneller Ebene als bedeutsam erachtet werden. Zudem werden auf Ebene des Individuums wichtige Individualmerkmalen regressionsanalytisch kontrolliert.

Unsere Ergebnisse bestätigen den gleichzeitigen Einfluss verschiedener Kontextbereiche. Hierbei sticht insbesondere ein gesundheitshemmender Einfluss sozioökonomischer Benachteiligung sowie ein gesundheitsfördernder Effekt der ethnischen Mischung im Quartier hervor. Auf Individualebene erweist sich zusätzlich die physische sowie soziale Gesundheit als hochgradig bedeutsam für die mentale Gesundheit. Auf konzeptioneller Ebene lässt sich somit Folgendes festhalten: Zum einen Bedarf es der gleichzeitigen Analyse von unterschiedlichen Kontext- und Individualmerkmalen, um entsprechend konzeptioneller Überlegungen zur urbanen Gesundheit die Komplexität von Gesundheit im Quartier angemessen zu erfassen. Die Geographie leistet als Querschnittswissenschaft zentrale Impulse, um diesen Anforderungen methodisch zu entsprechen. Zum anderen muss bei einer Analyse zwingend der Einfluss sozio-ökonomischer und ethnischer Kontextfaktoren Berücksichtigung finden. Beide stehen im Gegensatz zu ökologischen Kontextfaktoren bisher seltener im Fokus.

Der Beitrag umfasst die Darstellung methodischer Vorüberlegungen, die im Rahmen von Studien zur mentalen Gesundheit in Quartieren anzustellen sind, beschreibt zentrale Ergebnisse der Untersuchung und schließt mit Überlegungen zu möglichen gesundheitshinderlichen und -förderlichen Prozessen, welche die intraurbane Differenzierung von urbaner Gesundheit auf Ebene des Quartiers bedingen.