„Methoden, die bewegen“: Ganzheitliche Ansätze für transformative Bildung im Rahmen einer Lehrkräftefortbildung

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
SH 3.101
Autor*innen
Sabine Vogelsang (Leibniz Universität Hannover)
Kurz­be­schreib­ung
Der Vortrag präsentiert Ergebnisse der Lehrkräftefortbildung „Methoden, die bewegen“, in welcher emotionale, körperbasierte und reflexive Zugänge für den Erdkundeunterricht erfahrbar gemacht und mit den Teilnehmenden im Kontext transformativer Bildung reflektiert wurden.
Schlag­wörter
Transformative Bildung, somatic learning, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Wachstumskritik, Suffizienz

Abstract

In diesem Vortrag werden die Hintergründe, Inhalte und ausgewählte Ergebnisse der Fortbildung „Methoden, die bewegen“ präsentiert und diskutiert. Sie wurde im Jahr 2022 im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung mit einer Gruppe von 17 Lehrkräften der Fächer Geographie und Gesellschaftslehre in vier Modulen à zwei bzw. drei Tagen durchgeführt.

Angelehnt an Inhalte des Erdkundecurriculums (Meere, Entwicklung, Wachstum, Anthropozentrismus, Landwirtschaft, Permakultur, Wohlstand, nachhaltiger Konsum) wurden den teilnehmenden Lehrkräften verschiedene körperbasierte, emotionale und reflexive Zugänge u.a. aus der Council-Praxis, der Wildnispädagogik, dem Transition Theater und „der Arbeit, die wieder verbindet“ erfahrbar gemacht.

Diesen Zugängen wird im Kontext transformativer Bildung in zweierlei Hinsicht eine besondere Rolle zuteil. Zum einen ermöglichen sie durch die Einbeziehung „der Ganzheit des Menschen“ (Jung 2017) in das Lernen, inklusive Gefühle, Körper, Intuition, Sinne und Selbsterfahrungen, eine ganzheitlichere bzw. tiefergehende und damit wirkungsvollere und potentiell transformativere Lernerfahrung (Tisdell 2003), die das Potential in sich birgt, die Lücke zwischen Wissen und Handeln zu überwinden.

Zum anderen begegnen sie der zunehmend wahrnehmbaren dreifachen Entfremdung oder Abspaltung des westlichen Menschen von sich selbst, anderen Menschen und der Natur, welche von einigen als Quelle der diversen gesellschaftlichen Krisen (u.a. der ökologischen Krise) erachtet wird (u.a. Jung 2007, Louv 2010, Gebhard 2013, Weber 2014).

Sich diesen Entfremdungstendenzen zu stellen und die darunter liegenden Glaubens‑, Macht- und Traumastrukturen anzuerkennen bzw. sich für das Gelingen der Großen Transformationen mit ihnen auseinanderzusetzen, fordern Vertreterinnen und Vertreter sowohl aus Tiefenpsychologie (Ruppert 2018), Tiefenökologie (Macy 2014) und Ökopsychologie (Roszak 1994) als auch Philosophie (Weber 2014, Theobald 2022), Soziologie (Rosa 2016) und Ökonomie (Scharmer 2009, Sieben 2021).

Dies wird insbesondere dann relevant, wenn aus wachstumskritischer Perspektive argumentiert wird. Diese plädiert in erster Linie für einen kulturellen Wandel und geht davon aus, dass nur ein stark materialistisch reduzierter Lebensstil langfristig innerhalb planetarer Grenzen tragbar ist und die Bereitschaft zu Suffizienz eine psychologische Schlüsselfähigkeit für langfristig resiliente Gesellschaften darstellt (Folkers u. Paech 2020, Hunecke 2022).

Im Rahmen der Fortbildung wurde ein Versuch unternommen, sich diversen Abspaltungsmechanismen bewusst zu werden und methodische Zugänge erlebbar zu machen, die fachbezogen im alltäglichen Unterricht angewandt werden können.

Neben der Konzeption der Fortbildung werden einige ausgewählte methodische Zugänge und die Rückmeldungen der teilnehmenden Lehrkräfte in Bezug auf Wirkung und Umsetzbarkeit der Methoden im Unterricht sowie ihr Potential im Kontext transformativer Bildung vorgestellt.