Mobilitätswende für alle: Integration spezifischer Bedürfnisse und Möglichkeiten für geändertes Mobilitätsverhalten in Klimakonzepten mittelgroßer Städte

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
HZ 7
Autor*innen
Brigitte Wotha (Fachhochschule Kiel)
Barbara Warner (ARL - Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaf)
Jeff Turner (University of Leeds)
Kurz­be­schreib­ung
Die in den Klimakonzepten mittelgroßer Städte vorgeschlagenen Maßnahmen für klimafreundliche Mobilität setzen oft sektoral in einzelnen Bereichen an. Durch die fehlende Berücksichtigung genderspezifischer Mobilitätspraktiken oder versorgungsökonomischer Bedürfnisse beschränken sie die Entscheidungsfreiheit für eine nachhaltigere Mobilität.

Abstract

Auch wenn formal der Verkehrssektor als ein Stiefkind der Klimapolitik angesehen wird, so dominiert er oftmals die öffentlicher Diskussion um Klimaschutz und ist auch im Bereich Klimaanpassung zu finden. Die Pläne und Programme zielen darauf ab, auf lokaler Ebene Maßnahmen zu Eindämmung kohlenstoffemittierender Bereiche voranzubringen. In der Folge tauchen in vielen aktuellen Klimaschutz(aktions‑)plänen Maßnahmen und Vorschläge aus dem Verkehrs- und Mobilitätsbereich als Beitrag zum Klimaschutz auf. Überproportional werden dabei Einzelmaßnahmen priorisiert wie der Ausbau der Elektromobilität, Fahrradschnellwege, Verminderung der Stellplätze und Ausbau des ÖPNV insbesondere auf den Hauptverkehrswegen. Bei der Konzeptionierung werden genderdifferenzierte Mobilitätspraktiken oder versorgungsökonomische Wegezwecke oftmals nicht berücksichtigt (UBA 2020:116). Eher seltener sind ganzheitliche Ansätze zu finden wie z.B. wie integrierte Betrachtung der Wegebeziehungen, Mobilitätsarten und Platznutzung, Verkehrsvermeidung durch gute Freiraumausstattung oder menschenfreundliche Quartiere.

Die Maßnahmen und ihre Umsetzung forcieren neue Fragestellungen und Konflikte. Nur wenige Studien beschäftigen sich damit, welche Akzeptanz und Auswirkungen diese im Namen des Klimaschutzes vorgezogenen Maßnahmen auf Menschen mit besonderen Bedürfnissen oder Menschen haben, die aufgrund von Care-Arbeit in ihrer räumlichen Mobilität eingeschränkt sind.

In der Auswertung von beispielhaften Klimaaktionsplänen mittelgroßer Städte werden die Mobilitätsmaßnahmen auf ihre Verträglichkeit mit den Bedürfnissen besonderen Gruppen untersucht.

Nur durch die Berücksichtigung der Lebenswirklichkeit unterschiedlicher Menschen, individueller und sozialer Präferenzen und Alltagswege, Bedürfnisse und Entscheidungsmuster können neue und innovative Mobilitätsstrukturen und -kulturen entstehen, die eine geschlechtergerechte Teilhabe an der Mobilitätswende ermöglichen und so Optionen für die Entscheidung für eine nachhaltigere Mobilität für alle offen halten.

Umweltbundesamt (UBA) (Hrsg.) (2020): Interdependente Genderaspekte der

Klimapolitik.