Mobilitäts(un)gerechtigkeit aufdecken: Gemeinsam den Atlas gestalten

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
HZ 15
Autor*innen
David Duran (TU München)
Maria Baquero
Sindi Haxhija
Benjamin Büttner (TU München)
Kurz­be­schreib­ung
Wie können wir Mobilitätsungerechtigkeiten sichtbar machen? Wir haben einen Atlas entwickelt, um zu zeigen, wie die Mobilitätsmöglichkeiten in München aufgeteilt sind und wer die Gewinner und Verlierer dieser Verteilung sind, basierend auf einem Mitgestaltungsansatz.
Schlag­wörter
Mobilität, Gerechtigkeit, Gleichheit, Erreichbarkeit, Raumanalyse

Abstract

Wo gibt es Mobilitätsungerechtigkeiten in München? Wie können wir sie sichtbar machen? Welches sind die kritischen Bereiche? Um diese Fragen zu erforschen, haben wir in einem inter- und transdisziplinären Ansatz gemeinsam mit Partnern aus der Wissenschaft, Nichtregierungsorganisationen und der Stadt München einen “Mobilitäts(un)gerechtigkeitsatlas” in München entwickelt. Das Hauptziel des Atlas ist die Identifizierung und Visualisierung von Mobilitätsungerechtigkeit in München, definiert als Gebiete, in denen ein hoher Anteil benachteiligter Gruppen lebt und in denen weniger Mobilitätsmöglichkeiten (Verhalten, Verfügbarkeit, Erreichbarkeit) oder negative Auswirkungen des Verkehrs (Straßenverkehrsunfälle, Lärm, Luftschadstoffe) vorhanden sind.

Der Atlas zeigt deutlich, dass die Menschen, die in zentralen Vierteln leben, größere Mobilitätsvorteile haben. In den Außenbezirken ist die Erreichbarkeit der wichtigsten Dienstleistungen am schlechtesten, die Verfügbarkeit von Mobilitätsmöglichkeiten ist geringer, sie sind stärker den negativen Auswirkungen des Verkehrs ausgesetzt und die Nutzung nachhaltiger Verkehrsmittel ist geringer. In München ist der Trend zu beobachten, dass Migranten in Gebieten mit höherer Belastung durch mobilitätsbedingten Lärm und Schadstoffe sowie in Gebieten mit geringerer Fahrradnutzung und entfernten zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Sportzentren und Gesundheitseinrichtungen leben. Die ältere Bevölkerung sowie Kinder und Jugendliche leben eher in Gebieten mit geringerer Nutzung nachhaltiger Verkehrsmittel und geringerer Erreichbarkeit zu Grundbedürfnissen wie Nahrung und Gesundheit.

Dieser Atlas soll als Entscheidungshilfe dienen und dementsprechend in einigen Gebieten vorrangig gegen Ungerechtigkeiten eingesetzt werden. So könnten diese Ergebnisse beispielsweise Stadtplanern und Interessenvertretern als Leitfaden dienen, um die Stadtteile zu ermitteln, in denen in München am dringendsten Maßnahmen ergriffen werden müssen. Darüber hinaus unterstützt dieser Atlas die Bürgerinnen und Bürger dabei, ihre Stadtteile zu bewerten und die Stadt aufzufordern, ihre Situation zu verbessern. Der Mobilitäts(un)gerechtigkeitsatlas und dessen Methodik lässt sich auch auf andere Gebiete in Deutschland und die Welt übertragen und würde somit zu einem Dialog zwischen den Städten beitragen können.