Nachhaltig bauen, nachhaltig wohnen? Die Einzugsbegleitung der Stadt Innsbruck

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
SH 2.106
Autor*innen
Christian Obermayr (Universität Innsbruck)
Elsa Ventruba (Universität Innsbruck)
Kurz­be­schreib­ung
Als wichtiger Baustein für nachhaltiges Wohnen sensibilisiert die „Einzugsbegleitung“ der Stadt Inns-bruck (Österreich) Bewohner*innen im gemeinnützigen Wohnungsbau durch verschiedene Formate für ressourcenschonende Lebensweisen. Die Maßnahme hat großes Potential nötige Verhaltensänderun-gen zu bewirken.

Abstract

Ressourcenschonendes Wohnen kann zum Ziel von nachhaltigeren Städten und Siedlungen (SDG11) einen wichtigen Beitrag leisten. Wohngebäude sind sowohl über ihren Lebenszyklus hinweg als auch unter Berücksichtigung der Verhaltensweisen der Bewohner*innen für einen großen Teil vermeidbarer CO2-Emissionen verantwortlich. Technische Maßnahmen (Wärmedämmung, ökologische Baustoffe und Passivhausbauweise) allein reichen jedoch angesichts steigender durchschnittlicher Wohnflächen und nicht angepasstem Nutzer*innenverhalten zur Erreichung der Klimaziele nicht aus. Neben einer Effi-zienzsteigerung bedarf es also auch einer Veränderung der Alltagspraxis der Bewohner*innen. Letzteres versucht die Stadt Innsbruck (Österreich) mit einer Einzugsbegleitung zu erreichen, in der das „Window of Opportunity“ vor einem Umzug genutzt wird, um die Mieter*innen im gemeinnützigen Wohnungsbau durch gezielte, modulare Interventionsmaßnahmen in den Bereichen Abfall, Mobilität, Energie und Nachbarschaft zu sensibilisieren.

Diese Maßnahme wurde 2020 und 2022 in verschiedenen Neubausiedlungen durchgeführt, und war Gegenstand einer empirischen Untersuchung mit dem Ziel die Rahmenbedingungen und den Erfolg oder Misserfolg bei den Bewohner*innen zu evaluieren. Mittels teilnehmender Beobachtung der durch-geführten Module, problemzentrierten Expert*inneninterviews und einer Haushaltsbefragung stand die Umsetzung der Module, die Kommunikation der Inhalte sowie der Erfolg bei den Bewohner*innen im Mittelpunkt.

Es zeigten sich vielfältige positive Effekte für die Entstehung einer guten Nachbarschaft, aber auch Defi-zite und Verbesserungsmöglichkeiten. Für eine Verstetigung von Verhaltensänderung bedarf es langfris-tige und wiederkehrende Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung, die nicht durch eine einmalige Interven-tionsmaßnahme geleistet werden können. Viel mehr gilt es die nötigen strukturellen Rahmenbedingun-gen zu etablieren, beispielsweise in der Form einer langfristig ausgelegte Wohnkoordination für die kontinuierliche Durchführung bewusstseinsbildender Maßnahmen. Eine Einzugsbegleitung mit Fokus auf Nachhaltigkeitsthemen kann zwar einen Beitrag für nachhaltiges Wohnen leisten, sollte aber Teil einer langfristigen Wohnbegleitung sein.