Naturschutz ohne Grenzen? Naturschutz-Megaprojekte und kommunale Alternativen im Südlichen Afrika

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
HZ 7
Autor*innen
Johannes Dittmann (Universität Bonn)
Kurz­be­schreib­ung
Der Vortrag legt eine kritische Perspektive auf den Makro-Ansatz von grenzübergreifendem Naturschutzgebieten im Südlichen Afrika und verweist auf kommunale Alternativen für nachhaltige Entwicklung.

Abstract

Transfrontier Conservation Areas (TFCAs) gelten für viele Regierungen und Umweltorganisationen im Subsaharischen Afrika als vielversprechende Entwicklungsinitiativen auf dem Weg in eine ‚grüne‘ Zukunft des Kontinents. Das Ziel von TFCAs ist die räumliche Verbindung einzelner Schutzgebiete durch grenzübergreifende Wildtierkorridore unter Berücksichtigung der Migrationsrouten verschiedener Säugetierspezies. Verbunden mit vielfältigen philanthropischen Vorstellungen werden TFCA-Initiativen als allumfassende Lösungen für ökologische, politische und soziale Probleme präsentiert. Die Umsetzung der ambitionierten Vision solcher Naturschutz-Megaprojekte gestaltet sich jedoch häufig komplexer, als anfänglich erwartet.

Der Vortrag legt eine kritische Perspektive auf die Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area (KAZA), die sich mit einer Fläche von ca. 520.000 Km2 über Teile von Angola, Botsuana, Namibia, Sambia und Simbabwe erstreckt. Anhand einer Untersuchung der verschiedenen Konflikte der Implementierung des Naturschutz-Megaprojektes werden die grenzübergreifenden Ansätze der Initiative, das größte Schutzgebiet Afrika zu etablieren, infrage gestellt. Unter den Partnerländern herrscht intern stellenweise Unklarheit darüber, wie die großen Ziele des Megaprojektes für die alltägliche Arbeit in den Regierungen der fünf Länder operationalisiert werden können. Weiterhin bestehen für die großflächigen Gebiete, in denen Wildtierkorridore etabliert werden sollen, diverse Entwicklungsvorstellungen in den Regierungen aber auch in der lokalen Bevölkerung, die mit der Vision von KAZA kollidieren. Die Implementierung resultiert u. a. auf der lokalen Ebene in Umsiedlungen und anderen Landnutzungskonflikten, welche den TFCA-Ansatz als nachhaltigen Entwicklungsweg für die Region de-legitimieren.

Anhand von Beispielen aus Nordost-Namibia werden dem Megaprojekt KAZA kommunale Entwürfe gegenübergestellt, welche sich stärker an den Vorstellungen der in der TFCA lebenden Menschen orientieren. Regionale Naturschutzprojekte auf Gemeindeebene sowie Initiativen zur Förderung von umweltschonendem Ackerbau (Conservation Agriculture) werden lokal nachgefragt und eigenen sich als Alternativen für einen grenzübergreifenden und nachhaltigen Ansatz in der Region.