Neue Geographien der Logistik: Digitale Plattformen und die Restrukturierung Globaler Produktionsnetzwerke
Abstract
Die zunehmende Verbreitung digitaler Plattformen und ihre Auswirkungen auf soziale, wirtschaftliche und räumliche Zusammenhänge sind seit einigen Jahren Forschungsgegenstand in der Humangeographie. Im Fokus der Debatten stehen insbesondere Plattformen, die in Business-to-Consumer (B2C) Märkten operieren. Kritisiert wird jedoch, dass vor allem Business-to-Business (B2B) Plattformen und ihre Auswirkungen auf bestehende Produktionsverhältnisse bisher nur unzureichend analysiert werden. Daher wird in diesem Vortrag, basierend auf dem Global Production Network Ansatz (GPN) und anhand des empirischen Beispiels der Logistikbranche in Deutschland untersucht, inwieweit digitale B2B Plattformen globale Produktionsnetzwerke restrukturieren. Die Analyse basiert auf qualitativen Interviews mit Vertreter*innen aus Logistikplattformen, unterschiedlichen Logistikunternehmen und Arbeitnehmer*innenvertreter*innen. Die Ergebnisse zeigen, dass in der Logistik unterschiedliche Plattformtypen bestehen, die abhängig von ihrer spezifischen Gestalt die Strukturen und Machtbeziehungen in Produktionsnetzwerken der Logistik verändern. Gemeinsam ist den gängigen Plattformmodellen in der Logistik, dass sie durch ihre intermediäre Funktion und ihre zunehmende unternehmerische Macht bestimmen, welche Akteure zu welchen Bedingungen an globalen Produktionsnetzwerken partizipieren können. Vor allem im preissensiblen Transportsegment verstärken digitale Plattformen die Kommodifizierung von Logistikdienstleistungen und erzeugen dabei immer kontingentere räumliche Zusammenhänge. Die Untersuchung der Auswirkungen digitaler B2B Logistikplattformen auf globale Produktionsnetzwerke leistet einen Beitrag zur Forschung über die räumlichen Implikationen der Plattformökonomie.