Orte der queeren Intersektionalität zwischen Begegnungen und Ausgrenzungen

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
HZ 4
Autor*innen
Sakura Yamamura (RWTH Aachen)
Kurz­be­schreib­ung
Im Kontext der aktuellen Debatten um Grenzziehungen bzw. der Kategorisierung von sozialen Differenzen in der Migrationsforschung, sollen die Mechanismen der Migrantisierung und Rassifizierung in queeren Orten der Begegnungen diskutiert werden, die zu Orte der Ausgrenzung in der queeren Intersektionalität werden.
Schlag­wörter
queere Räume, Orte der Begegnungen, Migrantisierung, Rassifizierung, Intersektionalität

Abstract

Eine wichtige Perspektive in der Debatte um das Miteinander in der Migrationsgesellschaft ist die mehrdimensionale Diversität der heutigen Gesellschaft oder auch die migrationsgeleitete Diversität in der heutigen vor allem urbanen Gesellschaft (Vertovec 2007; Wessendorf 2014). Dabei soll nicht nur auf die ethnischen Hintergründe oder auch die Staatsangehörigkeit geachtet werden, sondern auch die unterschiedlichen Migrationskanäle, legalen Status oder aber auch individuelle Diversitätsmerkmale der Migrant*innen. Gerade diese Diversitäten, die in öffentlichen Räumen aufeinander treffen und zu Aushandlungsprozessen zum Umgang mit Differenzen führen, wurden auch aus kritischer feministischer Perspektive in Bezug auf beispielsweise sexueller Orientierung und Religion besprochen (Valentine & Waite, 2012; Valentine 2008). Ergänzt mit neueren Debatten in der Migrationsforschung zu Grenzziehungen bzw. der Kategorisierung von sozialen Differenzen (Dahinden, 2022), trägt diese Studie zur Debatte um die Mechanismen der Migrantisierung und Rassifizierung in queeren Räumen bei. Orte der Begegnungen, die bereits marginalisierte Personen der Gesellschaft zusammenbringen und einen Ort für Austausch und gegenseitiges Empowerment bilden sollen, werden für queere Personen mit den ‚gelesenen‘ Migrationshintergrund zu einem Ort der Ausgrenzung. Dabei ist die im deutschen Kontext gebräuchliche Begriff des Migrationshintergrunds und die in den letzten Jahren an Konjunktur gewonnene aus dem Angloamerikanischen importierte Begriff des BIPOC von besonderer Bedeutung bei den Grenzziehungen an den Orten der Begegnungen. Es kommt zu einer Dissonanz zwischen den kommunizierten Erwartungen sowie proklamiertem Diversitätsbewusstsein (oder auch ‚wokeness‘) und der Praxis mit dem Umgang mit Intersektionalität insbesondere zu Migrationshintergrund und Migrant*innen. Die Studie beruht auf mehrjähriger ethnographischer Arbeit mit queermigrantischen Personen und bei Events zu queeren Intersektionalitäten, bei denen über Migrant*innen-Status oder Migrationshintergrund hinaus auch weitere Diversitätsdimensionen wie geschlechtliche Identität, Neurodiversität und sexuelle Orientierungen thematisiert und gelebt wurden. Diese Präsentation soll eine noch wenig debattierte Thematik im Kontext der Migrationsgesellschaft und der durch sie induzierten Diversität, aber auch intersektionelle Diskriminierung konzeptionell beleuchten und somit zur Annäherung der neueren Migrationsdebatten zur Debatte um Orte der Begegnungen beitragen.